Mindset Monday
Workation – Wie war’s?
Nach langer Zeit, ich glaube, sechs Wochen, wieder ein Mindset Monday – diesmal über meine Workation.
Wie war’s? Natürlich komplett anders als geplant.
Geplant war, dass ich trotz Arbeiten und Sprachkurs viel Zeit für mich haben würde: um nachzudenken, mich neu zu erfinden, Pläne zu schmieden, meine Freizeit zu gestalten, die Stadt und die Umgebung zu entdecken und mein Valencia Diary auf Blog und Instagram weiterzuführen.

Naja, träumen darf man ja.
Ich habe nur ein einziges Mal gebloggt während meiner Workation in Valencia, und auch auf Instagram habe ich mich auch nicht oft blicken lassen. Nein, ich habe kein Digital Detox gemacht – ich hatte auf beides schlicht und ergreifend plötzlich keine Lust mehr. That’s it.
Warum? Kein spezieller Grund. Aber rückblickend ist es ganz logisch. Warum sollte ich jeden meiner 28 Tage mehrere Stunden damit verbringen, Posts vorzubereiten, hochzuladen, zu liken, zu kommentieren, zu speichern und anschließend wieder auf Nchrichten zu antworten? Viel zu schade um die Stunden, um die Zeit.
Wenn ich Valencia bei Instagram hätte erleben wollte, hätte ich zuhause bleiben können. Im Nachhinein war es eine sehr unbewusste bewusste Entscheidung.


Und zum Bloggen fehlte mir einfach die Zeit. Ich wollte, fing immer wieder an – aber ich konnte nicht dranbleiben. Ja, ich dachte, ich hätte mehr, viel mehr Freizeit als in meinem Alltag in Deutschland. Hatte ich aber nur bedingt. Mit 4-6 Stunden Arbeit täglich, 4-6 Stunden Spanisch die Woche, Hausaufgaben und Besuch aus Deutschland waren die 28 Tage gut gefüllt.
Jetzt höre ich schon die Stimmen: „Dann hättest du doch zuhause bleiben können.“ Nein. Hätte ich nicht. Die Erfahrung, vier Wochen alleine zu leben, hatte ich in meinen mittlerweile 59 Jahren noch nie. Und allein das war es wert.


Das Alleine leben hat mich begeistert – ich möchte es nicht mehr missen.
Aber Blog und Instagram waren in dieser Zeit wohl mein größtes Learning und gleichzeitig meine größte Challenge. Mein Baby der letzten Jahre: gebloggt, gepostet, geschimpft, gefreut, gekämpft, geärgert und gestrampelt, was das Zeug hält. So viele Jahre hat es meine Tage, Wochen und Monate strukturiert aber auch in Beschlag genommen. Freundschaften sind dadurch kaputt gegangen, weil das immer Priorität hatte.
Das schreibe ich jetzt wertfrei, denn missen möchte ich nichts. Jede Erfahrung ist für irgendetwas gut und bringt mich weiter.
Doch in der ersten Woche meiner Workation legte sich ein Schalter um: Plötzlich war mir das Ganze egal. Von einen Tag auf den anderen konnte ich das alles loslassen.
War mein Ziel vor der Reise noch, mich, bis zu meinem 60. Geburtstag nächstes Jahr, so aufzustellen, dass ich von meinem Einkommen als Bloggerin und Influencerin leben kann, ist heute die Challenge, mich bis Jahresende zu entscheiden, ob es in 2026 den Blog und meinen Main-Instagram-Account in der bisherigen Form – oder überhaupt – noch geben wird. Es steckt schon sehr viel Herzblut drin, aber ich sehe auch deutlich, wie an manchen (vielen) Tagen das Leben an mir vorbeizieht.


Auch mein größtes Hobby, die Fotografie – also vor der Kamera zu stehen -, das mich durch die letzten drei Jahre getragen hat, hat sich im zweiten Halbjahr 2025 leise verabschiedet. Nur noch eine Handvoll ausgewählter Shootings, die meisten davon in Valencia mit Brandon, von dem auch die heutigen Mindset Monday Fotos stammen. Vermisse ich das? Ein wenig. Eher manche Menschen, die dadurch in mein Leben gekommen sind.


Ich war plötzlich einfach wieder nur ich. Und Valencia trug mich – nicht mit To-do-Listen, ohne die bei mir eigentlich gar nichts geht, nicht mit Selbstoptimierung, sondern mit Leben. Und ihr wisst ja: Leben ist für mich immer Veränderung. Valencia trug mich mit Wärme (anfangs), Licht, fremden Geräuschen, Gerüchen und Häusern, kleinen und größeren Momenten, Begegnungen, dem Strand, dem Meer und einem Flow, an den ich mich immer mehr anpasste.
Ich habe mich selbst wieder deutlicher gespürt. Ohne Komfortzone. Alle Entscheidungen lagen bei mir. Das war nicht immer einfach, aber es ist Freiheit – und man kommt der Antwort auf die Frage: „Was will ich eigentlich wirklich?“ Stück für Stück näher.
Der lange Abstand vom Alltag war wie ein Filter, der alles ehrlicher und schonungsloser zeigte: Job, Beziehungen, Wünsche, Ziele, Träume, Fehler, Gedanken, Zweifel, mich selbst, mein Energielevel.


Und der Abstand war nicht lange genug, um „neu erfunden“ daraus hervorzugehen – denn Workation ist kein Pauschalurlaub. Work-Life-Balance kann man nicht bestellen. Um dahinzukommen muss ich noch weiter aus der Komfortzone raus und mein eigenes Leben wirklich umkrempeln.
Workation und Valencia klingt für viele nach Urlaub, und ich höre oft: „Ja, du wirst gearbeitet haben… haha, zwinker, zwinker“. Aber: wenn man arbeitet, arbeitet man – egal ob Strand, City oder Berge vor der Tür.
Es gab Tage, da fragte Julia, meine Spanischlehrerin: „Was hast du gestern noch gemacht?“ Ich: „Leider keinen Fuß vor die Tür gesetzt, ich musste viel arbeiten!“


Meine Routinen waren andere. Ich habe Sport in meinen Tagesablauf integriert (ja, ich und Sport, warum das in Valencia anders war, erzähle ich vielleicht ein anderes Mal), habe Spanisch gelernt, bin im Buch schon am Ende von Lektion 7 und laut Julia stelle ich mich gar nicht so schlecht an.
Ich passte mich dem Tagesablauf der Einheimischen an: vor 9 passiert nichts – also Sport. Von 14 bis 17 Uhr passiert auch nichts – Siesta. Also versuchte ich, in dieser Zeit zu arbeiten und ab 16.30 Uhr rauszugehen, um das Leben in Valencia zu erkunden und zu genießen. Nicht immer, aber oft.

Valencia trug mich.
Und obwohl durch das viele Alleinsein, Fragen auftauchten, die ich sonst gerne mal wegschob – und die Antworten darauf manchmal eine innere Unruhe mit sich brachten -, hatte ich die ganze Zeit ein Gefühl von Leichtigkeit und Fröhlichkeit, das mich auch eine Woche nach meiner Rückkehr noch trägt.
Ich gewichte vieles nicht mehr so stark. Oder anders gesagt: Ich gehe viel relaxter mit allem um, was jeder neue Tag so mit sich bringt.
Alleine zu leben heißt nicht nur, alleine zu sein, sondern sich auch alleine auszuhalten.
In diesem Kontext habe ich viel über meine Beziehungen nachgedacht – zu engen und entfernten. Aber das ist ein Thema für sich. Vielleicht nächste Woche…

Zurück zum Alleine sein.
Konnte ich schon immer gut. Aber vier Wochen am Stück – das war auch für mich Neuland. Irgendwann möchte man Erlebnisse teilen. Irgendwann möchte man sprechen und nicht nur über dem Balkon mit dem Nachbarn Miguel. Irgendwann möchte man Gesellschaft beim café con leche oder im Restaurant.
Einmal hatte ich einen richtigen Durchhänger. Da sagte ich zu Julia: „Bitte heute keinen Unterricht. Lass uns einfach hier im Café sitzen und Deutsch quatschen. Ich kann und will heute kein Englisch und Spanisch mehr hören und sprechen!“ Julia nickte und meinte: „Ja, es ist intensiv jeden Tag. Das muss sich auch mal setzen.“
Das war ein Freitag. Am Montag machte Spanisch dann schon wieder richtig Spaß.

Ich habe mich nicht neu erfunden – dafür war die Zeit zu kurz. Und außerdem: Der Weg ist das Ziel, und das Leben verändert sich sowieso stetig.
Ich muss mich auch nicht neu erfinden. Ich weiß jetzt genau, was ich nicht mehr will in meinem Leben. All das kann man aber nicht von heute auf morgen ändern oder einfach wegwerfen. Es ist ein Prozess. Was ich sofort loslassen kann, lasse ich los. Das andere kommt nach. Manche Entscheidungen müssen gut überlegt sein – schließlich muss ich auch für meinen Lebensunterhalt sorgen.
Ich bin zuversichtlich: Mein neuer Weg wird sich zeigen. Erst ein bisschen, dann immer mehr.
Denn man kann noch so viel planen – am Ende kommt es immer anders…

Und vielleicht war genau das mein weiteres Learning: alles gelassener und offener zu sehen, nichts zu erzwingen, offen zu sein und zu bleiben und mich vom Leben tragen und auch einmal überraschen zu lassen.
Ich bin zurückgekommen – leichter (an Kilos schwerer), fröhlicher, ehrlicher, mutiger und unabhängiger als je zuvor.
Und ja:
Ich werde es wieder tun!
