Mindset Monday 

Shorts mit 50+

Warum ich sie trage und was mich sonst noch umtreibt.

Mindset Monday bedeutet für mich, Dinge anzusprechen, die uns Frauen 50+ betreffen – auch wenn’s manchmal unbequem wird. Heute geht’s scheinbar nur um Mode, genauer gesagt: um Shorts.

Aber eigentlich geht es um mehr – um Selbstbestimmung, um den Blick auf Frauenkörper jenseits der 50 und um die Frage, welche Signale wir als Generation senden.

Meine Antwort auf die Frage „Darf man mit 50+ noch Shorts tragen?“ ist klar: Ja. Jederzeit. Ohne Entschuldigung. Aber wenn man genauer hinschaut, steckt dahinter eine Diskussion, die ich gerne anstoßen würde, die weit über den Kleiderschrank hinausgeht.

Sigrid trägt schwarze Jeansshorts und dazu ein asymmetrisches Top auch schwarz mit einem goldenen Akzent, ähnlich einer Brosche, an dem einen Träger, dazu braune Wildledersandalen mit goldenem Plateau und Blockabsatz. Sie lehnt am Geländer am Main in Würzburg.
Anziehen, was gefällt – nicht, was die Gesellschaft erwartet

Ob Shorts, ein kürzeres Kleid oder weite Hosen – ich entscheide nicht nach meinem Jahrgang, sondern nach Tagesform. Letzte Woche habe ich auf Instagram ein Shorts-Outfit gepostet. Kommentare? Viele. Kritik? Null. Alles positiv.

Und trotzdem schreibe ich heute darüber. Nicht, weil ich Bestätigung brauche, sondern weil ich seit Jahren nach dem Motto lebe: Ich schäme mich für nichts. Nicht für das, was ich denke, tue, fühle oder sage. Nicht für die, die ich bin – und seit dieser Woche ergänze ich: nicht für das, was ich trage.

Von Wechseljahren bis Diversity-Hype – und wieder zurück

Vor ein paar Jahren dominierten plötzlich zwei Themen die Medien: Wechseljahre und Diversity. Beides wichtig – aber die Art, wie es präsentiert wurde, hat mich schnell genervt.

Beim Thema Wechseljahre wurden Frauen oft als jammernde, kranke Wesen inszeniert. Wen wundert’s, dass es nicht interessierte und keiner diese Frauen auf ein Podest stellen wollte?

Sigrid trägt schwarze Jeansshorts und dazu ein asymmetrisches Top auch schwarz mit einem goldenen Akzent, ähnlich einer Brosche, an dem einen Träger, dazu braune Wildledersandalen mit goldenem Plateau und Blockabsatz. Sie steht neben Geländer am Main in Würzburg.

Und bei Diversity habe ich mich irgendwann gefragt: Bin ich als durchschnittliche Mitteleuropäerin mit mittlerer Figur und blonden Haaren jetzt unsichtbar? In Magazinen und Fashion-Kampagnen gab es alles – nur nicht meinen Typ. Vielfalt ist großartig, aber wenn der Durchschnitt einfach gestrichen wird, ist das genauso diskriminierend. Und vor allen Dingen Lüge!

Für mich ist Diversitiy ein Wert von Dauer, kein Modeaccessoire.

Werte als Modeaccessoire

Diversity war irgendwann nur noch ein Trend-Label. Jeder wollte zeigen, wir ziehen mit, schaut, wir werben nicht mit Hungerhaken, bei uns zählt jede(r). Die Kampagnen wurden gefeiert. Aber für wie lange?

Diversity ist aus Modemagazinen und bei Fashionbrands so gut wie verschwunden, heute ist KI das neue Spielzeug – mit generierten Einheitsgesichtern. Sehr divers! Ha, ha. Das Problem ist nicht die Technik, KI hat ihre Berechtigung, sondern die Gesellschaft, die Werte wie Saisonware behandelt.

Shorts mit 50+

Ich bin Team Vielfalt – im Denken, im Handeln, im Anziehen. Darum trage ich auch mal Shorts, wenn mir danach ist. Im Businessmeeting? Eher nicht. Aber im Alltag – na klar! Nicht, um Komplimente zu sammeln oder aufzufallen, sondern weil sie zu mir, meinem Stil, meinem Wohlgefühl und meiner Tagesform passen.

Genau das ist für mich heute das Wichtigste an Mode mit 50+: Ich ziehe mich für mich an, nicht für andere. Trends kenne ich alle – aber ich muss sie nicht mitmachen. Und wenn ein Teil seit 20 Jahren in meinem Schrank hängt, kann es genau heute mein absolutes Lieblingsstück sein.

Sigrid trägt schwarze Jeansshorts und dazu ein asymmetrisches Top auch schwarz mit einem goldenen Akzent, ähnlich einer Brosche, an dem einen Träger, dazu braune Wildledersandalen mit goldenem Plateau und Blockabsatz. Sie sitzt vor einer rostfarbenen Metallwand am Main in Würzburg.
Der neue Jugendwahn in der Best-Ager-Version

Ich lasse gerne jeden sein Ding machen, muss jeder selbst wissen. Was mich aber gerade stört: Frauen um die 60, die stolz verkünden, ihre Beine sähen „aus wie mit 20“ – und dafür gefeiert werden. Ich lobe gern, und nicht nur, wenn jemand tolle Beine hat. Aber „wie mit 20“? Albern. Schönheit ist subjektiv. Und manche neu gehypte Beine sehen für mich regelrecht magersüchtig aus.

Und genau darum störe ich mich an diesem neuen Hype: Jahrelang haben wir versucht, junge Frauen und Mädchen davor zu schützen, sich an unerreichbaren Schönheitsidealen kaputt zu vergleichen. „Sei wie du bist“ „Jede ist schön“ „Dein Körper ist toll wie er ist“ waren unsere Mantras. Doch jetzt habe ich das Gefühl, der Maßstab wird einfach in unsere Generation verschoben.

Mal ehrlich: Wie viele Frauen haben Beine „wie mit 20“? Und muss das der neue Vergleichsmaßstab sein? Wollen wir wirklich, dass Frauen 50+ anfangen, sich daran zu messen? Und das mit den Beinen ist nur ein! populäres Beispiel.

Ich jedenfalls nicht. Ich möchte nicht Teil eines „neuen“ Jugendwahns sein – nur diesmal in der Best-Ager-Variante.

Sigrid trägt schwarze Jeansshorts und dazu ein asymmetrisches Top auch schwarz mit einem goldenen Akzent, ähnlich einer Brosche, an dem einen Träger, dazu braune Wildledersandalen mit goldenem Plateau und Blockabsatz. Sie sitzt vor einer rostfarbenen Metallwand am Main in Würzburg.
Meine Haltung bleibt klar

Ich bin Fan der 90er-Supermodels, ja. Ich habe eine schlanke Figur, ja – ein Mix aus Veranlagung und etwas Disziplin. Aber ich werde niemals so tun, als wäre das die Norm. Ich will gar nicht wissen, wie viel Drill und Verzicht hinter manchen 60er-Beinen oder Figur steckt, die angeblich „noch wie mit 20“ sind.

Ich möchte nicht in denselben Topf geworfen werden. Auch wenn meine Beine mithalten könnten (ja, das sieht man auf den Fotos von Peter Renoth), definiere ich mich nicht darüber. Ich definiere mich über meine Haltung. Über Empathie. Über Humor. Über Lebensfreude.

Und manchmal eben auch über ein paar verdammt gutsitzende Shorts.

Sigrid trägt schwarze Jeansshorts und dazu ein asymmetrisches Top auch schwarz mit einem goldenen Akzent, ähnlich einer Brosche, an dem einen Träger, dazu braune Wildledersandalen mit goldenem Plateau und Blockabsatz. Sie sitzt vor einer rostfarbenen Metallwand am Main in Würzburg.

Wie erlebt ihr das? Fühlt ihr euch als Frauen 50+ von Schönheitsidealen und gesellschaftlichen Erwartungen (wieder) unter Druck gesetzt – ob beim Styling, dem Körper oder Verhalten? Und wie geht ihr mit diesen widersprüchlichen Botschaften um, die einerseits Vielfalt feiern, andererseits Normen setzen? Oder bemerkt ihr das gar nicht?

Und wenn ich will, gehe ich mit dem gleichen Outfit auch mal als Cowgirl in die Stadt!

6 Comments

  1. Elke Fischer Reply

    Danke! Ich unterschreibe jedes Wort, ich sehe es genauso! Ich lasse mir nicht vordiktieren was ich wann, wie tragen soll.

  2. Liebe Sigi, das ist wirklich ein Thema, das in der Luft liegt, denn wie du ja weißt. Und ich liebe, liebe, liebe deine Fotos. Deinen Look sowieso. Und was deine Werte angeht, sind wir da ganz nah beieinander. Deinen Artikel hätte ich ganz genauso geschrieben.

    Super. Bitte mehr davon. Schöne Woche wünsche ich dir. Liebe Grüße Sabina

    • Das freut mich total liebe Sabina, und ich freue mich auf unser gemeinsames Live. Bis dann, Sigi

  3. Bravo, liebe Sigi!
    Die Shorts sitzen super und deine Beine kannst du absolut zeigen. Warum soll man nicht stolz sein, wenn man seine Beine auch mit über 50 oder über 60 noch gut präsentieren kann?Schließlich hat es auch einiges an Überwindung zum Sport und Disziplin gekostet!
    Also tragen wir weiterhin Shorts und wem es nicht passt, soll wegschauen 😉
    Liebe Grüße
    Erika

    • Schön geschrieben liebe Erika, wer es nicht sehen will, soll wegschauen. Ich wünsche dir ein wunderbares Wochenende und schicke liebe Grüße, Sigi

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