Mindset Monday
Manchmal wird das Leben viel.
Zum heutigen Mindset Monday haben mich im weitesten Sinne meine Freundin und Bloggerkollegin Ursula und die Influencerin Swaantje Taube inspiriert. Ein halbes Jahr 2025 ist um, meines ist bisher voll von Bewegung. Vieles ist in Veränderung, was viele To-dos, auch zusätzlich noch selbst initiierte, mit sich bringt.
Und manchmal kommt mir dann der Gedanke: Das Leben wird viel.
Bei Ursula auf immerschick.de habe ich gestern in der Sonntagskolumne gelesen, dass sie sich für den Juli eine bewussste Auszeit nimmt. Ein „fauler Juli“, wie sie es nennt – langsamer machen, Raum lassen, Innehalten.
Etwas komplett anderes als ich erwartete, als ich die Headline: „Wie viele Sommer noch?“ las. Ich dachte an die großen Fragen wie Lebenszeit, Alter, Politik und vielleicht sogar Klimawandel. Aber es ging um etwas anderes. Um Entschleunigung.
Das hat bei mir etwas angestoßen. Nicht, weil ich mich darin direkt wiedergefunden hätte, sondern weil ich gemerkt habe:
Ich weiß gerade gar nicht, wie das geht – dieses bewusste Nichts-Tun.
Ich habe mir keinen entspannten Sommer vorgenommen. Keinen „Jetzt wird’s ruhig“-Plan. Im Gegenteil, ich „funktioniere“ oft nur noch, von 5 bis 23 Uhr, egal ob Montag oder Sonntag, egal, wer sich bei mir meldet. Nach außen, vor allen Dingen auf Instagram, sieht das alles leicht, perfekt, inspirierend, gut organisiert aus. Doch wie so oft: Instagram vs. Reality.
Mein Leben ist gerade fast nur Veränderung. Neues entsteht, Altes verabschiedet sich. Mein Alltag passt sich dem an, mal freiwillig, mal notgedrungen. Ich wollte viel, ich konnte viel, ich habe vieles angestoßen und einiges erreicht. Nur habe ich irgendwann gar nicht mehr gemerkt, wie sich ein Tag an den anderen reihte und sich alles nur noch um Listen, Deadlines und Verpflichtungen drehte. To-do. To-do. To-do.
Hier ein Danke an alle für ihr Verständnis, wenn ich oft absagte, weil ich meine To-dos sonst nicht schaffen würde und Danke an die, die es immer wieder geschafft haben, mich auch mal loszueisen und fünfe gerade sein zu lassen.
Es begann schleichend und nach und nach wurden die Tage ähnlicher und das rund um die Uhr arbeiten und funktionieren wurde zur Selbstverständlichkeit.
Ist Veränderung auf der einen Seite Selbstbestimmung, Selbstliebe und Freiheit, fühlt sie sich auf der anderen Seite gleichzeitig wie ein Hamsterrad an, das ich selbst angeschoben habe.
Also habe ich vor ein, zwei Wochen angefangen Dinge bewusst runterzuschrauben. Habe mir keinen kompletten Rückzug genommen, sondern mich entschieden, nicht mehr jeden Moment zu verplanen, nicht mehr auf allen Hochzeiten zu tanzen. Ich habe fix vereinbarte Termine abgesagt für weniger To-dos. Für mehr Raum – mal am Abend, mal am Wochenende. Kein voller Kalender. Kein durchgetakteter Sonntag. Sondern Zeit für einen Ausflug oder Nichtstun.
Und was ist passiert?
Ich hatte plötzlich Zeit – und wusste nichts mit ihr anzufangen.
Ich wollte lesen. Ins Kino. Einfach mal treiben lassen. Stattdessen: Planlosigkeit. Stillstand. Eine gewisse Leere.
Gelandet bin ich an diesem ersten Wochenende mit etwas mehr Raum für mich in einer kleinen Ausstellung – das war’s.
Das hat mich überrascht. Denn eigentlich kann ich gut allein sein. Ich bin gerne mit mir. Das habe ich nicht zuletzt auf dem Jakobsweg gemerkt, den ich in Etappen laufe, wie ihr wisst. Allein unterwegs zu sein – mit nichts als mir, meinen Gedanken, der Natur, dem Gehen – das fühlt sich richtig an. Da finde ich zu mir. Da fühle ich mich verbunden – mit mir, mit dem Leben.

Aber hier, zu Hause, im ganz normalen Alltag, fühlt sich diese neue Leere anders an. Nicht frei und leicht, sondern seltsam unbelegt.
Denn diese freie Zeit kam ja nicht einfach so. Ich habe sie mir genommen. Ich habe mich bewusst rausgenommen aus dem 24/7-Funktionieren. Das war längst überfällig. Und trotzdem: Sobald Raum entsteht, kommt der Impuls, ihn sofort wieder zu füllen. Mit neuen Ideen. Neuen Aufgaben. Neuen Terminen.
Weil Tun mir Struktur gibt. Kontrolle. Sicherheit.
Weil ich verlernt habe, dass Zeit auch einfach da sein darf – ohne Zweck, ohne Plan, ohne Ziel.

Bei der Influencerin Swaantje habe ich die Tage gelesen:
Der perfekte Moment? Den gibt’s nicht. Aber es gibt immer diesen einen Augenblick, in dem du dich entscheidest, das Gute zu sehen – trotz allem.
Im weiteren Verlauf ging es um Licht und Schatten. Das hat mich berührt. Nicht, weil ich an irgendeinem besonders dramatischen Punkt stehe. Sondern weil ich gerade so bewusst spüre, wie sehr ich manchmal einfach nur funktioniere – auch in Momenten, die eigentlich frei sein sollten.
Bei Swaantje habe ich darunter kommentiert:
Das eine bedingt immer das andere und das ist gut so. Und ich gehe auch durch die Schattenseiten und lasse sie mit allen Gefühlen und Gedanken zu und durchlebe sie bewusst. Jeder neue Tag ist ein Geschenk, aber auch ein Tag weniger.

Genau so fühlt es sich im Moment an. Ich habe mich in den letzten Jahren weit aus meiner Komfortzone bewegt – und tue es noch immer.
Ich bin gewachsen. Ich habe mutige Entscheidungen getroffen. Dinge losgelassen. Mich neu sortiert und neu erfunden.
Und das fühlt sich gut an: stark, lebendig, selbstbestimmt.
Aber:
Gleichzeitig spüre ich diesen leisen Wunsch nach etwas, das bleibt. Etwas, das nicht in Veränderung ist. Kein Ziel, kein Plan, kein Projekt. Sondern ein Gefühl von Halt. Ein innerer Fels. Ein Ort – real oder sinnbildlich – der mich erdet, wenn das Leben wieder viel wird. Ein Mensch. Eine Wohnung. Ein Zimmer. Ein Kraftort. Liebe. Ein Gefühl, das mich erdet. Das mich zur Ruhe kommen lässt.
Zuhause – das ist für mich kein fester Ort, sondern ein Zustand. Es sind Menschen, Momente und Räume, wo ich einfach nur ich sein darf. Im Hier und Jetzt. Ohne Rolle. Ohne Aufgabe. Ohne Ziel. Einfach nur ich.
Und ja, ich kann gut allein sein – das habe ich längst bewiesen, unter anderem auf meinem Stück Jakobsweg, den ich etappenweise gehe. Dort bin ich ganz bei mir, mit meinen Gedanken, meinem Tempo, meinem Rhythmus. Und es geht. Es ist sogar richtig gut.
Was mir aktuell noch schwerfällt, ist, nicht direkt wieder in den Funktionsmodus zu springen, sobald sich Lücken im Kalender zeigen. Nicht jede freie Stunde mit etwas Neuem zu füllen. Nicht sofort die nächste Aufgabe zu suchen, nur weil gerade mal nichts Dringendes ansteht.
Und damit bin ich wieder bei Ursula und Sommer und Entschleunigung, ich werde diesen Sommer mitmachen:
Nicht alles vollmachen. Nicht alles planen. Sondern den Moment dazwischen bewusst aushalten – ohne ihn sofort in etwas Produktives zu verwandeln. Weil auch das Teil meines Weges ist.
Schafft ihr es immer, das Leben im richtigen Moment zu entschleunigen? Was hilft euch dabei?
Die Fotos zum heutigen Beitrag hat Katrin Reisinger im Hasenland von mir gemacht. Danke dafür.
12 Comments
Danke für diesen Beitrag. Das Gefühl, was Du beschreibst, kenne ich auch. Eine Lösung habe ich dafür noch nicht. Kann es schwer aushalten, einfach nur zu sein und keine Termine zu haben. Ich vermute, bei mir ist es Instagram. Gehe ich in solchen Momenten rein, werde ich noch unruhiger, weil sich in der App ständig was bewegt, neue Ideen präsentiert werden. Gestern hab ich mal bewusst das Handy nicht in die Hand genommen. Hat so semi gut funktioniert 😂 ich bleibe dran. Viele Grüße
Liebe Trina, danke für deine Worte, ja, man kann es nicht genau einfassen. Ich bin ja jetzt schon länger bei Instagram „draußen“, poste nur und gehe sofort wieder raus, versuche mich immer wieder „einzugliedern“, aber im Moment schaffe ich es nicht. Es ist schon komisch, wenn ich spazieren oder wandern gehe, fehlt mir nichts und ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich etwas „Produktiveres“ machen müßte. Ich habe schon immer viele to-dos gehabt, aber zur Zeit sind es einfach ein paar zu viel! Liebe Grüße, Sigi
Liebe Sigi,
ich kenne dich als quirlige Person – immer unterwegs, immer in Aktion. Und das in einem Tempo, bei dem mir schon vom Zuschauen schwindlig wird.
Aber es ist dein Leben und du selbst bestimmst das Tempo und die Aktivitäten. Also kannst auch nur du selbst entschleunigen.
Viel Glück dabei und liebe Grüße
Erika
Danke liebe Erika, und es wird Zeit dazu, ich spüre es. Aber gar nicht so einfach, wie ich dachte. Ganz liebe Grüße zu dir, Sigi
Liebe Sigi, die Fotos sind von all deinen schönen Fotos für mich persönlich die tollsten. Die Farbgeung, das Flair. Wow. Ich finde es schwierig auf deine Frage zu antworten. Und daher sieh mir nach, wenn meine Antwort vielleicht etwas banal klingt, aber was ist schon der richtige Moment? Darüber ließe sich vermutlich ein ganz eigener Beitrag schreiben.
Ganz liebe Grüße Sabina
Die Antwort ist nicht banal, es ist deine und außerdem freue ich mich mega über dein Kompliment zu den Bildern, liebe Sabina. Daaaaaaanke. Hab eine schöne Woche, Sigi
Liebe Sigrid, ich erlaube mir diesmal wieder Deinen interessanten, für mich aber leicht beunruhigenden Artikel zu kommentieren. Ich lese, Du siehst kein Zuhause – sondern einen Zustand …. Du musst ruhige Phasen mit Planung füllen – Du schreibst, Du kannst beim Gehen Ruhe finden – gut so, aber gehen ist keine Ruhe sondern Anstrengung, Forderung an den eigenen Körper. Wovor – oder vor wem läufst Du davon ??
Versuche mal darüber nachzudenken und schenke Deinem Tun und Machen etwas mehr Zurückhaltung. Anfangs vielleicht nur ein paar Minuten – dann – glaube mir – wirst Du innere Ruhe finden und diese auch genießen können.
Sei herzlichst gegrüßt
Roswitha @rowi60plus
Liebe Roswitha, das hat mich jetzt sehr berührt, weil wir uns ja nicht persönlich kennen und auch auf Instagram nur ab und an mal Kontakt haben. Man kennt sich halt. Und du hast mit deiner Vermutung gar nicht so unrecht und ich muss da noch ein bisschen weiterdenken. Interessant finde ich den Aspekt mit dem Gehen. Ich war schon immer und lange der Meinung beim Gehen Ruhe zu finden, habe das sogar einmal in einem Achtsamkeitskurs vor vielen Jahren gelernt, da habe ich das aber längst schon praktiziert. Und jetzt schreibst du, gehen ist keine Ruhe sondern Anstrengung, womit du ja gar nicht Unrecht hast. Ich werde darüber nachdenken und versuchen deine Tipps umzusetzen. Herzlichen Dank und ganz liebe Grüße, Sigrid
Das ist gut dass du anfängst…ich habe auch damit angefangen und es tut gut..auch Termine und Verabredungen auszusortieren…bei uns war es nicht ganz freiwillig und doch sehr überfällig… und es geht aufwärts und uns super damit…
Pass auf dich auf…mach langsam
Danke Annette, ja, solange das Karussell sich immer weiterdreht und man sitzen bleibt, scheint alles in Ordnung. Danke für deinen Zuspruch. Alle Liebe, Sigi
Liebe Sigi, oh, das kenne ich. Es ist zwar schon viele Jahre her, aber was da mit mir passiert ist, das sitzt tief. Ich habe es selbst verschuldet – ich glaube ich bin schon das ein oder andere mal darauf eingegangen. Alles wollte ich machen – nicht nur die üblichen Verpflichtungen, sondern ich wollte auch noch etwas nur für mich machen. Und dann? Ging nichts mehr. Es hat lange gedauert bis ich da wieder raus war.
Also pass schön auf dich auf. Heute habe ich gerade etwas gehört, was nicht nur auf Kinder zutrifft. Man muss sich auch mal langweilen. Das macht den Kopf frei und dann kommen auch wieder neue Ideen.
Liebe Grüße Grudrun
Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal gelangweilt habe, liebe Gudrun. Und ja, du hast auch schon über diese Erfahrungen geschrieben. Ich weiß, dass ich am Ende des Tages (also nur zur Zeit) zuviel von mir und meinem Körper fordere und jetzt an die Grenzen gekommen bin. Und ich muss umdenken, denn der Berg vor mir wird höher und höher und ich glaube ich weiß, was du meinst, es geht nichts mehr, nicht einmal mehr Schritt für Schritt. Danke für deine Worte. Liebe Grüße, Sigi