Mindset Monday 

Heute auf Krawall gebürstet?

Ich liebe Montage – das wisst ihr ja. Doch im heutigen Mindset Monday  will ich euch einmal erzählen, dass es auch bei mir ab und an schlechte Tage gibt.

Wenn sich Kleinigkeiten häufen, die Umstände ungünstig verketten und die Menschen um mich herum gereizter werden, dann brodelt es bei mir. Von jetzt auf gleich bin ich auf „Krawall gebürstet“.

Aber was bedeutet das eigentlich? Ich bin grundsätzlich nicht der Typ, der Streit sucht. Es sind keine Augenblicke des sinnlosen Herumpolterns, sondern bewusste Momente des Widerstandes, weil einfach vieles nicht läuft. Man merkt es mir an, wenn ich deutlicher in meiner Ansage werde oder eine Frage weniger charmant beantworte.

Ein Beispiel: Ein Kollege fragt zum dritten Mal, ob die E-Mail wirklich dringend ist, und ich antworte etwas schroff: „Was denkst du, wenn ich schon zweimal gesagt habe, dass sie dringend ist?“ Nicht gerade freundlich, aber auch kein Drama.

Es sind oft nicht die großen Konflikte, die solche Reaktionen auslösen. Es sind kleine Stolpersteine: ein unüberlegtes Wort, eine missverständliche Aktion oder Reaktion.

Diese scheinbaren Kleinigkeiten summieren sich und können mich in eine Schleife führen, in der ich auf andere wirke, dass ich auf Streit aus wäre. Dabei ist es gar nicht so schlimm, sondern einfach meine maulige Reaktion auf den Moment.

Kürzlich erlebte ich so einen Moment im Supermarkt. An der Self-Checkout-Kasse funktionierte mal wieder nichts. Die Maschine weigerte sich, meine Avocado zu scannen, und der Mitarbeiter scrollte lieber auf seinem Handy. Also sagte ich sehr bestimmt: „Entschuldigung junger Mann, ich brauche hier Ihre Unterstützung, und zwar jetzt und sofort.“ Problem gelöst, allerdings mit Augenrollen des jungen Mannes.

Meine Töchter würden mir jetzt wohl spitz oder belustigt sagen: “Du redest schon wieder wie Oma.”

Aber tatsächlich gibt es Parallelen zu Oma bzw. für mich Mutti (irgendwoher muss ich das ja haben): Meine Mutti rief mir kürzlich aus Prag an, um mir zu sagen, dass sie dringend eine Zange brauche – und ich solle mir vorstellen in einem Hotel, in dem niemand Deutsch sprach. Ob ich mir das vorstellen könne?

Ich konnte mir das Augenrollen der Hotelmitarbeiter lebhaft vorstellen, als Mutti ihren Auftritt auf Deutsch an der Rezeption hatte und jetzt und sofort eine Zange haben wollte.

Ich habe gemerkt, dass solche Tage selten nur mit äußeren Umständen zu tun haben. Vielmehr spiegeln sie oft wider, was gerade in mir los ist. Vielleicht bin ich müde, habe zu viel auf dem Tisch, oder ich habe meine eigenen Bedürfnisse ignoriert. Dann reicht ein kleiner Auslöser, und schon reagiere ich heftiger als nötig.

Die Kunst der Selbstreflexion
An solchen Tagen übe ich, innezuhalten und mich selbst zu fragen, was wirklich los ist. Bin ich wirklich wütend, oder bin ich einfach überfordert? Ist mein Ärger gerechtfertigt, oder reagiere ich auf angestauten Frust? Diese Selbstreflexion ist nicht immer einfach, aber sie hilft mir, manches klarer zu sehen.

Wenn sich bei mir Frust anstaut, ist es besser, ehrlich darauf zu reagieren, als alles runterzuschlucken. Manchmal trifft es dann vielleicht eine falsche Person, die nach der dritten schiefgelaufenen Sache gerade zur falschen Zeit am falschen Ort ist.

Es geht mir auch nicht darum, anderen die Laune zu verderben, sondern darum, mir selbst treu zu bleiben und Grenzen zu setzen – sowohl bei anderen als auch bei mir selbst. Wir neigen dazu, Ärger runterzuschlucken, nur um Harmonie zu wahren. Doch wenn wir immer nur Konflikten aus dem Weg gehen, laufen wir Gefahr, unsere eigenen Bedürfnisse zu ignorieren.

Das bedeutet nicht, dass ich wie ein wütender Hulk durch die Welt laufen muss. Es gibt einen Unterschied zwischen gesunder Abgrenzung und blindem Aktionismus.

Wenn ich auf Krawall gebürstet bin, dann versuche ich immer einem Hauch von Charme mit unterzubringen. Denn mit einem charmanten „Nein“ erzielt man oft mehr Wirkung als mit einem lauten „Jetzt reicht’s!“ Wichtig ist nur, dass die Reaktion nicht verletzend ist, sondern klar zum Ausdruck bringt, was mir gerade wichtig ist.

Manchmal ist es vielleicht gar nicht so schlecht, die Umwelt zu informieren und zu einfach zu sagen: „Sorry, ich bin heute nicht in Bestform. Lass uns das später/morgen klären.“ So schaffe ich Raum, um Konflikte zu vermeiden, die ich später bereuen könnte.

Jeder kann einmal aus der Balance geraten. Wichtig ist, diese Momente nicht zu verteufeln, sondern sie als Chance zu sehen, zu verstehen, was gerade in uns selbst los ist. Und vor allem auch freundlich mit sich selbst zu sein.

Wenn ein Tag mal querläuft, ist es vollkommen okay, sich einen Moment zu nehmen, durchzuatmen und sich neu zu sortieren. Ich mache das beim Spazierengehen. Denn die meiste Reibung löst sich auf, wenn wir uns selbst ein wenig Raum geben.

Die Fotos zum heutigen Mindset Monday treffen jetzt nicht das Thema, poste ich aber gerade auf Instagram. Sie wurden bei einem Photowalk durch Nürnberg im Oktober von Alexander Kulla aufgenommen.

Wie geht ihr mit solchen Momenten um? Sicher hattet ihr auch schon mal einen Tag, an dem alles schief ging? Erzählt es mir, ich freue mich! 

10 Comments

  1. Natürlich gibt es das. Und das darf auch sein. Das müssen die anderen aushalten. Meistens bei mir am späten Nachmittag, wenn mir energetisch die Luft ausgeht. Liebe Grüße aus Südtirol Ursula

    • Ja, manchmal lässt du dich leicht aus der Fassung bringen, andere Male dann wieder nicht. Ich glaube, grundsätzlich ist es auch ein bisschen Tagesform und die Summe der kleinen Nervereien. Liebe Grüße und komm gut nach Hause.

  2. Liebe Sigi,
    auch ich kenne solche Momente, in denen ich den ganzen Ärger, der sich tagelang angestaut hat, an einer eigentlich unschuldigen Person auslasse.

    Mittlerweile habe ich aber gelernt, Unstimmigkeiten früh zu benennen und zu klären. Das hilft mir selbst und schont meine Umwelt ;-).

    Einen schönen Wochenanfang ohne Ärger und liebe Grüße
    Erika

    • Das mit der unschuldigen Person kenne ich und das ist wirklich nicht fair. Bei mir wird es auch besser und du hast etwas Schönes geschrieben: benennen und klären! Liebe Grüße, Sigi

  3. Was soll ich sagen liebe Sigrid, ich bin schon länger „auf Krawall gebürstet“ und ecke damit auch immer wieder an … die Zeit ist für Normalos ich sage mal charmant, etwas schwierig.
    Flughafen Frankfurt nach 22.00h … Frage nach einem Infostand (da wegen Flugverspätung Anschlussflug versäumt) gestaltet sich unmöglich, da die Mädels am Flughafen, extrem beschäftigt ihre Handynachrichten zu beantworten, es offensichtlich selber nicht wissen (irgendwo im 1.Stock – fragen Sie dort) … da ruhig und gelassen zu bleiben ist gelinde gesagt fast unmöglich.
    In den Kaufhäusern mit einer Frage zu kommen, ist immer schwieriger – da das Personal davonläuft, wenn es anvisiert wird. Von der Polizei (dein Freund und Helfer) will ich gar nicht sprechen – die letzten Jahre sprechen Bilder. Als Friedensbefürworter ist man zur Zeit Feind Nr. 1 ….. usw.usw.
    Aber es gibt auch / noch immer Menschen, die einem mit ihrer Hilfsbereitschaft und ihrer Freundlichkeit ein Lächeln auf das Gesicht zaubern … so jemand ist mir heute begegnet … für mich ein wunderbarer Start in die 3.Adventwoche.
    Ich schicke Dir lächelnde, liebe Grüße – Dein langjähriger Fan
    Roswitha. @rowi60plus

    • Wow, danke liebe Roswitha, das freut mich. Und auch schön, dass wir da in manchen Dingen gleich ticken. Ich bin ja auch eher immer freundlich und gelassen, aber manche Dinge können einen wirklich auf die Palme bringen. Ich starte morgen mit dem Zug nach Salzburg, ich würde gerne gelassen bleiben, mal schauen, was die Deutsche Bahn dafür tut, damit ich das kann. Herzliche Grüße, Sigrid

  4. Kommt bei mir nicht oft vor, aber gestern war es mal wieder soweit. Die Krankenkasse, die wegen meiner Einnahmen aus selbständiger bez. freiberuflicher Tätigkeit immer mein Einkommen wissen wollen. Diese Woche haben sie mir drei Schreiben geschickt. Immer wollen sie etwas anderes. Ausgefüllte Formulare, die ich schon im September eingereicht habe. Ich habe gestern echt einen Hals bekommen. Da hilft nur durchatmen. Zum Glück war keiner von denen in meiner Nähe.
    Liebe Grüße
    Gudrun

    • Danke für deinen Kommentar Gudrun, manchmal fragt man sich oft, warum die Rechte nie weiß, was die Linke tut und es nicht noch ein Formular mehr sein könnte. 🙈 Schönes Wochenende.

  5. Hach, das Leben ist voller Zumutungen. :))) Manches kann ich beeinflussen, anderes nicht. Etwa meine Mitmenschen in der U-Bahn. Deswegen habe ich mir jetzt einen Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung angeschafft. Seitdem bin ich sowas von ausgeglichen. Haha. Liebe Grüße Sabina

    • Wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Man lernt nie aus. Danke für deinen Kommentar. Schönes Wochenende

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