Rokoko und ein kulinarisches Highlight
Veitshöchheim
Veitshöchheim? Noch nie gehört? Im Fränkischen Weinland bei Würzburg. Veitshöchheim? Da war doch etwas? Genau: „Fastnacht in Franken“, die Bayern und Franken unter Euch werden die Prunksitzung vielleicht kennen, die seit über 30 Jahren im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Aber keine Angst, ich werde jetzt nicht lustig, ich bin bekennender Faschingsmuffel.
Ich habe Euch mit nach Veitshöchheim genommen, um ein Pop-Up-Restaurant zu besuchen, das eine Bekannte gepostet hat und auf ihren Bildern vielversprechend aussah.
Also noch einmal von vorne. Veitshöchheim liegt am Main, im unterfränkischen Weinland, nur ein paar Kilometer von Würzburg entfernt. Kommt man an, werden die Autos über ein Verkehrsleitsystem direkt auf den Großparkplatz am Mainufer navigiert. Wir stellen unser Auto ab, verschieben den Spaziergang am Mainufer entlang auf später und laufen in den beschaulichen Ort.
Hinter einer langen Mauer verbirgt sich das Schloss Veitshöchheim, wegen Corona zur Besichtigung noch geschlossen, aber die Gartenanlage mit dem wunderschönen Rokokogarten ist geöffnet. Welch ein Kleinod. Hätten wir hier gar nicht erwartet.
Wir spazieren den ganzen Nachmittag durch den wunderschönen Garten mit Alleen, heckengesäumten Wegen, Laubengänge, vielen Skulpturen, Pavillons, versteckten Bänken, dem Obst- und Gemüsegarten, dem großen See und natürlich dem Schloss, der einstigen Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe.
Und irgendwann bekommen wir Hunger und machen uns auf den Weg zur Wiener Botschaft, was ja unser eigentlicher Grund war, nach Veitshöchheim zu kommen. Der Weg dorthin, durch den malerischen Altort, ist kurz, und so schließt sich wieder der Kreis, denn wir kommen am Fastnachtshaus vorbei. Aber schnell weiter, nur eine Ecke noch, und wir sind am Aral der Wiener Botschaft.
Ein Gebäudekomplex umgibt einen wunderschönen Hof, hier wird auch gleich schon mal das Menü angeteasert und über eine Holztreppe geht es hinauf in den schattigen Kastaniengarten mit viel Platz und geschmackvoller Ausstattung und liebevoll dekoriert.
Gleich am Anfang der Terrasse ist eine Zinkwanne mit Champagnerflaschen gefüllt, ein Angebot, das wir gerne annehmen.
Und solange wir den Champagner genießen, lassen wir uns vom sehr sympathischen Team, das bereitwillig Auskunft gibt, über das Pop-Up-Konzept aufklären:
Wie aus dem Namen schon ersichtlich wird die Wiener Botschaft von der Crew vom Sterne-Restaurant Reisers am Stein in Würzburg als Pop-Up-Location bespielt. Aber was meint das genau? Sehr treffend finde ich den Spruch auf dem Blog der hauseigenen Webseite:
Wir gehen lieber in den Garten statt zu warten!
Das Reisers ist ja nicht nur Sterne-Restaurant, sondern auch Catering und Kochschule. Und wie man sich denken kann, sieht’s mit Catering und Kochschule während Corona eher mau aus. Aber das schreckt den Reiser nicht, hier wurde gehandelt und ein neues Konzept entwickelt, um die Mitarbeiter und Auszubildenden weiter beschäftigen zu können.
Geboren wurde die Idee der Pop-Up-Locations. Und weil ich es besser nicht ausdrücken kann, zitiere ich von der Webseite:
„Wo immer es geht, werden die sonnigen Außenflächen genutzt und im Inneren natürlich nach wie vor auf gebührenden Abstand geachtet. Wo es keinerlei Einschränkungen geben wird, ist auf dem Teller… Ihr könnt uns glauben, dass die Jungs und Mädels Vollgas geben, nachdem sie jetzt so lange nicht an die Töpfe durften. Ach ja, und das Gemüse wird in Kürze aus dem REISER-Garten kommen: Die Azubis legen gerade ihre eigene kleine Farm an und dürfen gärtnern! Pop-up: Auf die Plätze fertig los!
Das Areal beherbergte früher das Gasthaus „Blaue Traube“, das älteste, seit 1773, der bestehenden Gasthäuser in Veitshöchheim. 2013 wurde es saniert als Hotel-Restaurant Wiener Botschaft eröffnet. Ein Hauch von Österreich in Franken.
Das Restaurant stand seit letztem Herbst leer und so bot sich die Gelegenheit. Das Reisers wird hier in der Wiener Botschaft bis Oktober sein Gastspiel geben, möglichst im Kastaniengarten, aber bei kühlerem Wetter oder Regen natürlich auch drinnen. Serviert wird fernwehstillende Alpenküche, um dem Namen Wiener Botschaft alle Ehre zu machen.
Die Speisekarte ist eine Tafel, wird an den Tisch gebracht und erklärt. Übersichtlich, aber so spannend und exquisit, dass wir uns gar nicht entscheiden können. Die Speisekarte wechselt regelmäßig, ein paar Dauerbrenner bleiben immer darauf stehen.
Als Amuse Gueule wuden uns die Meefischli angeboten, wir haben die sogleich bestellt und waren sehr angetan von den fritierten Beifangfischen an Spargelsalat. Danach ein Tatar vom Weideochsen und als Hauptgericht Zander mit wildem Brokkoli und Fregola Sarda. Den süßen Abschluss haben wir dann lieber gegen einen Espresso getauscht, vielleicht passt beim nächsten Besuch mehr rein.
Unser Fazit: Feine, raffinierte und doch bodenständige Küche auf sehr hohem Niveau, dekorativ angerichtet. Es hat uns in der Wiender Botschaft lecker geschmeckt und wir haben uns rundum wohl gefühlt.
Und zum Schluss noch 1000 Dank an das Team, dass uns so fachkundig, aufmerksam, freundlich und trotzdem lässig durch den Abend geleitet und verwöhnt hat. Wir waren begeistert.
Satt und zufrieden ging’s dann zurück zum Auto, den Spaziergang am Mainufer haben wir dann mal weggelassen, es war schon spät und von Veitshöchheim ist es ja doch eine Ecke bis nach Hause. Beim nächsten Mal dann.
Wiener Botschaft
6 Comments
Liebe Sigrid,
das hast du wunderschön beschrieben und den Weinort Veitshöchheim hatte ich lebhaft vor Augen. Es ist ein malerisches Dorf und ich war als Kind oft dort. Vielen Dank auch für den Tipp mit dem Pop Up Restaurant. Vielleicht schaffe ich es ja bei meinem nächsten Besuch.
Eines aber muss ich berichtigen: Es sind keine Mehlfischli sondern Meefischli, denn sie kommen aus dem Mee (Main). Ja, der unterfränkische Dialekt….
Eine schöne Zeit und liebe Grüße
Erika
Hallo liebe Erika,
das muss ich dann gleich bei meinem Blogeintrag ändern. Danke für den Tipp. Ich dachte das kommt vom panieren mit Mehl.
Haha.
War wirklich toll dort, sehr zu empfehlen, falls Du in die Nähe kommst.
Liebe Grüße
Sigrid
Bei dem Namen musste ich zweimal lesen, nicht leicht auszusprechen. Es ist aber eine wunderschöne Gegend und traumhaft schöne Kulisse. Das Essen sieht auch gut aus! Liebe Grüße!
Haha liebe Mira,
ja, wir Franken. Nicht nur schwer auszusprechen, manchmal auch schwer zu verstehen.
Wenn Ihr mal in der Nähe von Würzburg seid, lohnt sich ein Besuch in Veitshöchheim sehr, der Rokokogarten mit Schloss ist auch eine sehr schöne Fotolocation.
Liebe Grüße
Sigrid
Liebe Sigrid,
was für ein schöner Garten, oder besser Park. Den Ort selbst kannte ich bisher nicht. Danke fürs Mitnehmen.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
das freut mich. Lohnt sich auf jeden Fall, wenn Du mal in der nähe bist.
Liebe Grüße Sigrid