Mindset Monday 

Zwei Wochen alleine in Valencia – was hat das mit mir gemacht?

Später  Mindset Monday über meine zwei Wochen in Valencia. Was haben die mit mir gemacht?

Zwei Wochen alleine an einem Ort – klingt erstmal nach Leichtigkeit und Urlaub, oder? War es auch. Im Großen und Ganzen konnte ich gut mit mir (alleine) sein. Ich halte mich aus. Das war schon immer so. Aber über einen Zeitraum von zwei Wochen? War nicht jeden Tag easy, z.B. als sich mein Kleid in die Fahrradkette leierte oder als ich auf der alten Rennstrecke dubiose Gestalten auf mich zukommen sah und noch so paar Kleinigkeiten, da wäre es schön, jemanden an der Seite gehabt zu haben.

Oder aber auch, um besonders schöne Momente zu teilen.

Viele Vorteile: Ich konnte alle meine Entscheidungen selbst treffen, meinen Rhythmus leben, an manchen Tagen tun, wozu ich Lust hatte, und an anderen eben nicht, denn ein bisschen arbeiten musste ich auch, was vollkommen in Ordnung war. Aber es gibt auch Tage, da mag man sich um nichts kümmern, möchte, dass das jemand anderes tut. Geht aber nicht.

Eine Challenge waren dann nach einer Woche aber die sozialen Kontakte. Wenn man nicht im Hotel untergebracht ist, nicht Teil einer Reisegruppe, nicht jeden Tag von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit geht und die Sprache nur so ein ganz kleines bisschen versteht – dann ist es schwierig, in kurzer Zeit Kontakte zu knüpfen. Und das wollte ich ja eigentlich auch gar nicht. Ich wollte ja mich finden, nicht andere.

Aber trotzdem, irgendwann möchte man dann vielleicht doch keine Selbstgespräche mehr führen. Vor allem, wenn man so ein kommunikativer Mensch ist wie ich. Und klar, ich könnte einfach jemanden auf der Straße oder im Café ansprechen, aber wie groß ist da die Chance, dass diese Person gerade auf mich gewartet hat?

Also habe ich mich in der Fotoszene umgeschaut, dadurch Brandon und Tirzah kennengelernt – und ganz unaufgeregt meine ersten Kontakte hier in Valencia geknüpft.

Lustig eigentlich – ich hatte überhaupt nicht geplant, in diesem Urlaub vor der Kamera zu stehen. Und jetzt seht ihr hier Fotos aus Valencia vom Fotografen Brandon Jackson. Und das tat gut. Zu reden, zu lachen, etwas miteinander zu unternehmen. Genau zum richtigen Zeitpunkt. Danach war es mit dem alleine sein auch wieder o.k. Auf Körper und Gefühle achten, das ist etwas, was wir vielleicht alle zu wenig tun.

Und natürlich habe ich mein Backup hier in Valencia. Meine Freundin und Spanischlehrerin Julia. Aber die weilte in meiner zweiten Woche hier in London. Zufällig habe ich dann ihren Mann, Sohn und Vater (der gerade zu Besuch ist) sogar zwei Mal beim Essen gehen getroffen und hatte dadurch auch eine kleine Abwechslung in meinem Valencia Alltag.

Die meiste Zeit bin ich mit meinem bici, ich berichtete im Valencia Diary darüber, durch die Stadt gekurvt, habe Viertel erkundet, die Sehenswürdigkeiten nur am Rande, die hatte ich im April schon gesehen.

Ich war viel am Meer, am Strand, morgens und abends am schönsten – da sind weniger Menschen unterwegs (ist ja gerade end of season), dann fließen die Gedanken leichter. Manche Gedanken kamen, ohne dass ich sie eingeladen habe. Andere habe ich bewusst wieder weggeschoben. Reicht aber auch für 14 Tage. In 14 Tagen kann ich mein Leben nicht neu aufstellen, das weiss ich, aber ich kann anfangen Pläne zu schmieden.

In den letzten Tagen hier in Valencia habe ich noch eine Autorin kennengelernt, die über uns Frauen in den Fünfzigern schreiben will. Ich habe es ja schon öfter gesagt: Meine 50er sind meine besten Jahre. Leider habe ich nur noch etwas mehr als eins übrig. Aber wenn das hier ein Vorgeschmack auf die 60er ist – bitte mehr davon.

Ich habe am Meer und auch sonst viel über mich nachgedacht. Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich? Mag ich mich? Ich habe viel erreicht im Leben, familiär, beruflich, für mich. Und ich bin mittlerweile auch so frei geworden, dass ich keine Fassade mehr aufrechterhalte, damit alle denken, bei mir ist alles perfekt. Wer bestimmt überhaupt was perfekt ist? Mir geht es bestens – aber auf meine Art. Mit meinen eigenen Challenges. Die gehören für mich dazu.

Es gab Zeiten, da fühlte ich mich leer, ausgebrannt, dachte, ich müsste perfekter sein, noch mehr schaffen, 20 Jahre jünger aussehen, gleichzeitig Mutter, Freundin, Geliebte und Everybody’s Darling sein, ja, und auf allen Hochzeiten tanzen. Diese Zeiten sind vorbei. Das mache ich nicht mehr. Und ich sag’s frei raus. Und wisst ihr was, die meisten mögen eine Notlüge mehr als die Wahrheit. Verkehrte Welt!

Mir reicht es vollkommen, dass ich zwei tolle Töchter habe, die ihre eigenen Wege gehen. Und, dass ich mich mag und schätze, mit allem, was um mich herum passiert. Ich bin nicht reich, aber ich komme rum. Ich bin nicht perfekt – aber deswegen nicht weniger schön, nicht weniger liebenswert, nicht weniger ich. Und das ist gut so!

Sind schon viele Erkenntnisse, die ich tief in mir schon längst wusste, nur noch mal herholen musste, um mir selbst noch einmal zu bestätigen, dass es ganz allein mein Weg ist, den ich jetzt weitergehen werde.

Was mir hier besonders aufgefallen ist: Meine Befindlichkeiten sind in Valencia andere als zuhause. Zuhause kämpfe ich mit meiner Ernährung, mit Verdauungsproblemen, mit einem Bauch, der oft so aufgebläht ist und schmerzt, dass ich kaum laufen kann. Hier? Nichts. Von Tag 1 an habe ich alles gegessen, worauf ich Lust hatte. Weißbrot, Süßes, Tapas quer durch. Kein einziger Tag mit Schmerzen. Alles Kopfsache. Stress. Darm und Gehirn hängen zusammen – und hier war Ruhe.

Genauso mit dem Schlafen. Zuhause wache ich zwischen fünf und sechs auf, egal wie müde ich bin. Hier habe ich oft bis sieben Uhr durchgeschlafen. Am Anfang dachte ich, ich hätte etwas verpasst – mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt länger zu schlafen.

Und dann meine Schulter – vor Wochen draufgefallen, seitdem tut sie dauerhaft latent weh. Hier? So gut wie nichts. Heute, in der letzten Nacht vor der Abreise – wieder früh wach, Schulterschmerzen wieder da.

Mein Körper ist clever. Er sagt mir: Du weißt genau, was zu tun ist. Nimm dein Leben jetzt in die Hand und ändere, was nicht mehr passt. Hier war alles gut. Jetzt muss ich nur noch meinen Ort finden.

Mag vielleicht jemand sagen, es war eine Flucht vor meinem wirklichen Alltag, kann man so sehen. Ich nenne es MeTime mit Weichen stellen…

Ich weiß, dass sich bei mir noch viel verändern wird. Aber eins ist klar: Das Glück kommt nicht von außen. Es liegt in mir. Und das habe ich schon längst gewusst, ich habe nicht das erste Mal lange aufs Meer geschaut.

Alleine reisen – ich würde es wieder tun!

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