Mindset Monday
Reisen mit anderen.
Zwischen Gruppendynamik und dem Wunsch nach Me-Time
“Mit anderen reisen”, ein interessantes Thema für den heutigen Mindset Monday . Reisen mit anderen – das klingt in der Theorie oft herrlich. Gemeinsam Neues erleben, zusammen lachen, abends bei einem Glas Wein den Tag ausklingen lassen. In der Realität ist es aber auch ein soziales Experiment. Eine Art Feldforschung in Sachen Toleranz, Rücksichtnahme und unausgesprochener Hierarchien.
Ich bin viel mit anderen unterwegs. Mit Freundinnen, mit meinen Töchtern, früher mit der Familie, heute mit Kolleginnen oder Bloggerinnen auf Pressereisen. Und jedes Mal denke ich: Reisen mit anderen ist mehr als Kofferpacken und unterwegs sein – es ist eher wie ein Emapathie-Bootcamp auf Zeit. Für alle.
Eine Lernerfahrung – über das Miteinander, über sich selbst. Und je unterschiedlicher die Menschen, mit denen ich unterwegs bin, desto mehr merke ich, wie vielschichtig bzw. anpassungsfähig oder kompromissbereit auch ich bin.
Mit meiner Bloggerkollegin und Freundin Ursula von immerschick.de liege ich auf Pressereisen oft schon um 20:15 im Bett – Fernseher an, Chips und Schokolade vielleicht noch in Reichweite. (Fun Fact: Ich schaue zu Hause nie fern.)
Mit meiner Freundin Kamila dagegen endet der Tag eher, wenn andere schon wieder frühstücken – da wird noch ein Club gesucht, durchgetanzt und Drinks geteilt. Beides ist wunderbar. Beides fühlt sich richtig an. Und beides ist easy going.
Die Sache mit der Gruppendynamik: Wer führt, wer folgt, wer steigt aus?
Besonders spannend wird es, wenn man mit Menschen reist, die man vorher kaum kannte. Fotoreisen zum Beispiel. Klingt entspannt: Landschaft, Licht, viel Zeit, gleichgesinnte Menschen. Man ist draußen, kreativ, in Bewegung. Und das stimmt auch – meistens.
Beispielgruppenbild: Mallorcatruppe Fotoreise 2025
Aber dann gibt es sie. Diese eine Person, die den Tagesplan gleich mal an sich reißt. Die schon beim Frühstück die Gruppe dezent fragt, warum wir eigentlich nicht beim Sonnenaufgang am Meer waren – wo es doch so ein schönes Licht gehabt hätte. Und ob man morgen nicht mal um 4:30 losfahren könnte – nur wer kommt mit?
Das Problem ist nicht der Enthusiasmus. Den teilen wir alle. Es ist der Ton. Der unausgesprochene Anspruch, dass das eigene Maß zum Maß aller Dinge wird. Und plötzlich ist da eine Unruhe in der Gruppe. Man will niemanden hängen lassen. Aber auch nicht rennen, wenn man eigentlich gerne mal stehenbleiben würde.
Denn: Wir sind eine Gruppe. Keine Agentur. Kein Job. Nur Gleichgesinnte – für ein paar Tage oder länger – auf engem Raum. Und genau dann ist Feingefühl gefragt: Wer übernimmt die Führung? Wer setzt Grenzen? Wer zählt an? Wer bringt Struktur rein, wenn sich alles im Kreis dreht? Wer zieht sich zurück? Wer wird maulig, wer grenzt sich aus?
Das ist alles ein Miteinander von Fremden. Die Gruppendynamik kann in die eine Richtung gehen und zu Unstimmigkeiten führen, kann so viel Spaß machen, dass alle sich mitgenommen fühlen, an einem Strang ziehen, über sich hinauswachsen und Kreativität freisetzen oder aber es gibt Grüppchenbildung.



Reisen mit der Familie: geliebt, gefordert, getragen
Vor einigen Jahren, als wir noch als Familie verreist sind, war es ein Balanceakt. Was braucht das Kind? Was wünscht sich der Partner? Und wo bleibe ich in dem Ganzen? Nicht selten lautete die Antwort: Irgendwo zwischen Sandburgen, Museen und halbfertigen Romanen. Trotzdem: Das waren schöne Reisen. Nicht, weil sie perfekt waren – sondern weil sie gemeinsam waren.
Heute fahre ich immer noch mit meinen Töchtern in den Urlaub. Kurztrips, Wellness, Städtetrips. Weniger Programm, mehr Gespräche. Kein Sightseeing-Marathon. Sondern: „Wollen wir noch einen Kaffee, eine Drink, shoppen oder einfach im Spa bleiben?“ Das ist eine neue Qualität. Eine, die sich Raum nimmt. Weil niemand mehr eine Rolle erfüllen muss. Weil alle wissen: Das ist unsere Zeit.




Pressereisen: zwischen Smalltalk, Selfie-Stopps und subtilen Egos
Wenn Bloggerinnen oder Journalistinnen auf Reisen geschickt werden, ist das kein Urlaub. Es ist ein Paralleluniversum. Man trifft sich am Abfahrtsort, kennt sich meist nur online, wenn überhaupt, erkennt sich an Instagram-Profilen. Die ersten Gespräche sind auslotend, neugierig, locker: „Woher kommst du? Was machst du so?“ Nach dem ersten gemeinsamen Mittagessen weiß man schon, wer in der Gruppe lieber zuhört als fragt.
Und trotzdem funktioniert es meist erstaunlich gut. Man findet sich in kleinen Konstellationen. Die, die gerne fotografieren. Die, die lieber zuhören. Die, die Content machen wollen, und die, die heimlich einfach nur ein bisschen raus wollen aus ihrem Alltag.
Hier Bilder von einer Pressereise nach Tschechien mit Ursula und Katrin.


Aber dann gibt es auch diese Momente, in denen man innerlich denkt: Ernsthaft jetzt?
Zum Beispiel, wenn ein Journalist seit Tagen dieselben Klamotten trägt – und wir plötzlich alle gemeinsam in die Sauna gehen sollen.
Oder wenn auf meine harmlose Frage „Machst du eigentlich keine Bilder?“ ein herablassender Blick folgt und die Antwort klingt, als sei ich zwölf und zu laut im Unterricht:
„Ich prüfe nur, ob das hier überhaupt relevant für mein Magazin ist. Wenn ja, komme ich später mit einem professionellen Team wieder.“ Gesagt, gelächelt – ein ganz mitleidiges Lächeln für mich und mein Handy.
Nähe auf Zeit ist intensiv. Und braucht manchmal auch Pausen – Me Time. Gibt’s auf vielen Pressereisen, aber nicht auf jeder.
Tolles Programm und klasse Truppe waren wir auf der Pressereise “Outdoor und Genuss” von Frankentourismus. Siehe Foto. Hier vor dem Wasserschloss in Mitwitz. Reisebericht folgt!
Warum ich noch nie allein gereist bin – nicht wirklich
Ich bin 58. Und ich war, bis vor ein paar Wochen, noch nie alleine im klassischen Sinn im Urlaub. Klar, ich bin allein unterwegs. Auf Wanderungen. Für Fotos. Auf beruflichen Terminen. Aber das ist immer strukturiert. Kann auch alleine essen gehen. Ich habe eine Route, einen Zeitplan, ein Ziel. Ich „reise“ nicht – ich erledige. Ich funktioniere. Auch wenn es schön ist.
Vielleicht habe ich das nie gebraucht. Oder mich nie getraut. Vielleicht war es mir einfach lieber, meine Gedanken zu teilen, als sie allein zu denken. Vielleicht war das Zusammensein immer ein Teil des Erlebnisses. Aber ich habe gemerkt: Es zieht mich. Nicht weit. Nicht exotisch. Aber alleine. Ohne festen Plan. Kein Ziel, kein Projekt, keine Verpflichtung. Nur ich. Und schauen, was passiert.
Aber das ist eine andere Geschichte, die ihren Anfang bereits gefunden hat. Bleibt dran.
Verratet mir noch: Wie steht ihr zu den Themen “mit anderen reisen” und “alleine reisen”. Ich bin gespannt.
Für mich geht’s am Wochenende wieder zu einem Fotoevent, wo so ca. 100 Personen von Freitag nachmittag bis Sonntag Abend Zeit miteinander verbringen. Ich freue mich darauf.
6 Comments
Puh, schön dass ich gut weg gekommen bin. Spaß. Das nächste Mal machen wir abends auch mal einen drauf… Und viel Spaß am Wochenende. 100 Leute ist definitiv nix für mich… Liebe Grüße Ursula
Hallo liebe Ursula, also wir machen dann quasi nächste Woche abends einen drauf, bin mal gespannt, wo wir da Dienstag in Nürnberg etwas finden.
Hab ein schönes langes Wochenende mit deinen ganzen tollen Programmpunkten, die du geplant hast. Liebe Grüße, Sigi
Liebe Sigrid,
Dein Artikel spricht mir aus dem Herzen und ich finde, Du hast Deine Beobachtungen der einzelnen Charaktere toll wiedergegeben… inklusive des komplett arroganten Journalisten, der natürlich mit seinem Team zurückkommt…
Als würde sein Job nicht durch Werbung finanziert. Solche Begegnungen triggern mich…
Und auch die Vorwurfsvollen holen aus mir nix positives raus, sondern fressen meine Energie…
Mit dir würde ich in jedem Fall gerne mal eine Reise zusammen machen…
Guten Wochenstart, liebe Grüße Conny
Danke für deinen Kommentar und schön, dass du mitfühlen kannst. Vielleicht sollten wir wirklich mal zusammen eine kleine Reise planen. Schöne Restwoche und herzliche Grüße, Sigi
Ich reise manchmal gern allein. Muss mich mit niemanden absprechen: wann gehen wir zum Frühstück, was wollen wir heute machen, wo gehen wir abends essen. Ich kann durch die Stadt schlendern, gehe in Geschäfte, ins Museum, kaufe mir ein Eis und abends suche ich mir ein Restaurant. Meine Entscheidung.
Wenn ich mit meiner Tochter unterwegs bin, dann nehmen wir zwei Einzelzimmer, damit sich jede einfach zurückziehen kann, wenn ihr danach ist. Ja, das ist teurer. Wir haben einmal ein Doppelzimmer genommen, haben gequatsch bis in die Nacht. Morgens haben wir auch schon viel geredet. Und irgendwann sind wir platt. Wir sind beide Menschen, die zwischendurch eine Auszeit voneinander brauchen. 😉
Ich war auch schon mit einer Gruppe unterwegs. Wenn es irgend möglich war, habe ich mir auch da meine Auszeiten genommen, egal, was die anderen denken. Aber erst in den letzten Jahren.
Ich wünsche dir viel Spaß an dem Wochenende mit fast 100 Leuten. Donnerwetter, lass mal wissen, wie es war.
Liebe Grüße
Gudrun
Hallo liebe Gudrun, ich verstehe genau was du meinst, man braucht einfach Pausen voneinander. Wenn ich meine Töchter in Stuttgart besuche, gehe ich meist ins Hotel (auch wenn es teurer ist, da bin ich bei dir), damit wir uns nicht schon nach einem halben Tag auf den Wecker gehen. Ja, am Freitag geht’s los auf’s Fotoevent. Wir wohnen in einem Dreierzimmer im Hotel gegenüber, wir waren schon zusammen auf Reisen, aber ein Dreierzimmer gab es bisher noch nicht. Beim letzten Event mit 300 Leuten bin ich mal für eine Stunde ins nächste McDonalds auf einen Kaffee gefahren. Ich denke, Pausen und Auszeiten muss man sich einfach nehmen. Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Sigi