Mindset Monday
Mit 58 – echt, unverstellt und genau richtig
Mindset Monday klingt heute nicht ganz nach mir: Ich, die sich sonst gern über den Hype ums Alter und den Vergleich mit Jugendlichkeit lustig macht, dreht plötzlich den Spieß um. 58! Und ja, ich sage das jetzt so laut, wie es alle machen – nur eben ohne Botoxfilter und ohne #foreveryoung-Attitüde.
Für mich heißt 58 nicht, der Jugend nachzujagen, sondern mich so zu zeigen, wie ich bin: echt, kaum geschminkt und unverstellt. Und vergleichen will ich hier weder meine Beine noch mein Aussehen, denn die 58 Jahre Leben darf man gerne sehen. Auch auf Fotos.

Eigentlich war es nie mein Plan, selbst vor der Kamera zu stehen. Und doch sitze ich hier, schreibe diesen Beitrag – und zeige neue Bilder, fotografiert von Alexandra Leberle, die mich genau so zeigen, wie ich im Leben bin: fast ungeschminkt, happy, lachend, ungezwungen – und fast immer eins mit mir. Schöne Momente, eingefangen am Bodensee, bei über 30 Grad, bei den „Wavedays by Kim Höhnle“.

Der Beginn meiner sogenannten „Fotoreise“ war – naja, unfreiwillig. Anfangs machte mein Mann, selbst Fotograf, die Bilder für meinen Blog und die Social-Media-Beiträge. Schnelle Geschichten. Zehn, fünfzehn, zwanzig Minuten, Bilder per Airdrop und fertig.
Irgendwann hatte er darauf aber keine Lust mehr – Ersatz musste her. Ich brauchte Fotograf:innen, die meinen Instagram-Account bestückten und meine Kooperationen begleiteten, und genau daraus entstand im Laufe der letzten Jahre meine Liebe zur freien Fotografie, die mich so zeigt, wie ich wirklich bin.
Vor drei Jahren habe damit angefangen – und ich habe mich seitdem enorm entwickelt. Ich bin selbstbewusster geworden, experimentiere, drücke mich über die Fotos aus.



Mittlerweile bin ich Mitglied einer großen Community, die irgendwie zu eine Art Familie geworden ist, und es sind, wie auf Instagram, auch ein paar wunderschöne und intensive Freundschaften entstanden.
Aber das alles ist für mich natürlich auch Aufwand und Zeit. Outfits auszuwählen, sich mit den Fotograf:innen abstimmen und anschließend das eigentliche Shooting.
Mit einem „fremden“ Fotografen zu shooten, heißt dann ja erst einmal: sich an einer vorher ausgemachten Location treffen, ein bisschen Smalltalk, dann mindestens 30 Minuten fotografieren, eher länger, danach vielleicht noch ein Kaffee. Bis die Bilder vom Fotografen dann rausgegeben werden, kann es dann schon ein paar Tage dauern und jede(r) Fotograf:in handhabt das anders – alles Dinge, die ich einkalkulieren muss.

Aber auch mein Anspruch ist in den letzten Jahren gewachsen: Egal ob Video oder Foto, mein Content muss hochwertig und professionell sein, das kommt von meinen Roots, mein erster Beruf ist Fotografin, und dazu realistisch und echt. Da muss ich auch bei den Fotograf:innen selektieren.
Filter oder Bearbeitung brauche ich wenig bis nicht. Ich bin wie ich bin. Eher die ganz Natürliche. Nur Tagescreme, mattes, loses Puder, Augenbrauen nachstricheln, kleiner Lidstrich, Wimperntusche, Lippenstift, der auch als Rouge funktioniert. Für Shootings betone ich die Augen etwas mehr. That‘s it.

Ich bin 58, stolz darauf, mich und meine gelebten Jahre so zu zeigen, wie ich bin, innen wie außen: ehrlich, raw, unverstellt. Wenn ich mir oft Bilder von anderen Ladies auf Instagram anschaue, frage ich mich manchmal: schwitzen die nie, steigen die nie zerknittert aus dem Auto, haben die eine Tonne Haarspray auf der Frisur oder warum sehen die immer wie aus dem Ei gepellt aus, mit der Designerhandtasche unter dem Arm, egal was passiert.
Und dann oft auch dieser Einheitslook im Gesicht. Alles zugeschminkt, dass man keine Unzulänglichkeiten, die ja durchaus charmant sein können, sieht, Lippen und Wangen gemacht, Botox hier, Hyaluron da. Alle so geschminkt, als hätten sie das gleiche Tutorial gesehen. Nicht falsch verstehen, jede wie sie mag, was sie mag und soviel wie sie mag.
Ich schreibe nur, was mir auffällt. Und klar, auch der Zeitgeist ändert sich, wir leben in der Zeit der KI, der makellosen Einheitswesen. Und übertragen heißt das wohl, wir wollen/sollen alle eine der Kopie der Kopie der Kopie sein? Naja, ihr wisst es besser…

Da kommt bei mir die Frage nach der Sichtbarkeit auf, die ja gerade in aller Munde sind. Sichtbar, das sind für mich in erster Linie Menschen, die Charisma haben, sich von anderen unterscheiden, individuell sind, Persönlichkeit haben und für sich einstehen. Und das drückt sich, für mich, auch durch ein gelebtes Leben und Erfahrung aus. Und ich finde, da gehören ein paar Zeichen der Zeit einfach dazu.
Wer mich länger kennt oder mir länger folgt, weiß, dass ich Portraits liebe. Auf Instagram habe ich sogar einen extra Portrait Account.
Aber Portraits sind so eine Sache, das kann nicht jede(r) Fotograf:in gleich gut. Beim Portrait ist es, meiner Meinung nach noch wichtiger und vielleicht auch schwieriger, eine Stimmung, eine Emotion, einen Moment einzufangen als bei der Ganzfigur. Man muss den Fotografen nah an sich ranlassen und das meine ich jetzt auch im übertragenen Sinne.
Dazu muss die Chemie gut passen und Vertrauen da sein, erst dann kann ich loslassen, agieren und auch Gefühle zeigen. Alexandra Leberle durfte vom ersten Shooting an, nah an mich ran. Sie sagt: „bleib“ und kommt immer näher und ich „bleibe“.

Die BTS-Fotos zu diesem Blogbeitrag stammen von Alexandra. Nach dem langen, heißen Shooting-Tag wollte ich einfach kurz im See abtauchen, der den ganzen Tag verlockend geglitzert hatte und endlich Frisur Frisur sein lassen, Fotos waren ja rum.
Da wurde Alex kurzerhand zur Paparazzi und hat diesen Moment genutzt. Sie fotografierte mich, anfangs unbemerkt, wie ich bin – lachend, ernst, selbstbewusst, verletzlich, weiblich, frei – und dabei wunderschön. Die Bilder zeigen mich: mit Fältchen, nachlassender Jaw-Line, leicht verschmierter Mascara, aber glücklich, echt, charaktervoll, aus dem Leben eben.
Übrigens BTS meint in unserer Community „behind the scenes“ oder „by the side”.

Es ist nie der falsche Zeitpunkt, sich so zu zeigen, wie man wirklich ist. Bei mir ist es die Fotografie, durch die ich mich zeige und ausdrücke, bei euch wahrscheinlich etwas ganz anderes. Und das funktioniert, egal ob mit 28, 48 oder 58. Um mit dem neuesten Trend zu sprechen: „Kommt in eure Sichtbarkeit!“ Aber bitte ohne vergleichen und kopieren. Ihr seid gut, wie ihr seid und jede für sich besonders.
Ob es an meiner Erziehung liegt, meiner Attitüde, meinem Lebensweg oder einfach nur Glück ist, weiß ich nicht: ich verstehe die Wichtigkeit um das Thema Sichtbarkeit, muss aber aus persönlicher Erfahrung sagen, dass ich mich bislang in keinem Lebensjahrzehnt nicht gesehen fühlte, weder als Mensch noch als Frau. Und um mit einer Zahl abzuschließen: ich bin genau richtig, wie ich bin und das mit 58. Auch wenn es Stimmen gibt, die meinen, ich hätte in der Gen-Lotterie gewonnen.
Was macht für mich mein Alter aus? Mein Mindset, meine Haltung, meine Ausstrahlung, ich verbiege mich nicht mehr und ich akzeptiere mich, wie ich bin. Und darüber hinaus verurteile ich nichts, respektiere andere, so wie sie sind, Diversity ohne Schubladendenken eben (auch wenn beziehungsweise trotzdem das gerade leider schon wieder aus der Mode kommt).
Was macht für euch Ausstrahlung aus und wo seid ihr präsent bzw. sichtbar?
2 Comments
Wow, was für ein wundervoller Beitrag. Ich bin auch 58 und fühle mich auf Fotos und in meiner Haut nicht wohl. Gebe ich ehrlich zu. Vor 4 Jahren war das noch anders und quasi fast über Nacht hat sich das geändert. Es gibt kaum ein Foto, wo ich Denke, himmel was ist aus Dir geworden Elke! Das war vor 4 Jahren noch anders.
Vielleicht liegt es auch daran, das seit einem Ereignis im Familienkreis meines Mannes etwas vorgefallen ist, woran ich immer noch nage und das Thema auch nicht abgeschlossen ist, incl. jetzt, das die Mutter meines Mannes in ein Betreutes Wohnen musste, weil es anders nicht mehr ging und 4 Geschwister und zwei schiessen immer daneben. Das belastet. An manchen Tagen würde ich gern Frieda (Katze) nehmen und nach Sylt verschwinden, mir einen Job dort suchen und einfach nur meine Ruhe.
Vielleicht liegt es daran, das ich mich mit mir nicht wohlfühle, einschl. der Wechseljahressynthome und vielleicht mag ich deshalb auch keine Fotos von mir.
Danke für diesen wunderbaren Artikel.
Herzliche Grüße
Elke
Vielen Dank liebe Elke, freue mich sehr, dass du den Beitrag magst. Und es ist total wichtig, dass man sich wohl mit sich selbst fühlt, mittlerweile finde ich, ist es eines der wichtigsten Sachen überhaupt. Es tut mir sehr leid, dass du das gerade nicht hinbekommst. Ich hatte lange auch viel Unruhe, Probleme und Krankheiten in der Familie, habe versucht, trotz eigener Familie, Job etc. so oft es geht da zu sein. Hab mich dabei verloren, bin krank geworden. Jetzt bin ich wieder in einer Situation, die mich mehr alles andere fordert, ich komme wieder an meine Grenzen, aber es ist anders, ich nehme mir meine Auszeiten, bewusst und ohne Kompromisse. Vielleicht reichen auch ein paar Tage Sylt, um wieder mehr zu dir zu kommen? Herzliche Grüße, Sigrid