Mindset Monday – Erstens kommt es anders…

„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“

Wer kennt es nicht, dieses Sprichwort? Trifft viel öfter zu als einem lieb ist.

Meist ist es doch so: man plant, bereitet vor, organisiert, freut sich, teilt ein, schreibt Listen, um dann einfach nur festzustellen, dass das Leben unberechenbar ist. Und das kann etwas Gutes sein, etwas Schlechtes oder einfach nur eine Planänderung.

Tja, und wer mich kennt oder mir länger folgt, weiß, dass ich sehr offen bin und auch ohne Probleme über persönliche Umstände sprechen kann und mag. Zum einen, weil es mir guttut, meine Gedanken zu teilen und zum anderen, weil es eben ist, wie es ist und ich egal, was es ist, dazu stehe bzw. damit umgehen muss.

Bei mir hat das Leben gerade eher negativ zugeschlagen. Meine Mutti ist krank geworden. Sie lebt alleine, gute 100 km von mir weg und braucht jetzt Unterstützung. Ab heute. Sie ist kein Pflegefall, wird aber heute nach einer Operation und Krebsdiagnose aus dem Krankenhaus entlassen und wird vorerst, vielleicht für ein paar Tage oder auch länger, nicht alleine klarkommen.

Eine gute Woche hatte ich Zeit, mich mit dem neuen Umstand auseinanderzusetzen, zu organisieren, zu planen und festzustellen, dass gerade nichts mehr so ist, wie es vor zwei Wochen noch war. Aber mit ein paar Nachtschichten, vielen Telefonaten und Unterstützung habe ich mir die kommende Woche mehr oder weniger frei geschaufelt.

Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen, mir geht vieles durch den Kopf, habe ich alles gut vorbereitet für hier und dort, bekomme ich alles hin? Seit 3 lag ich wach, um halb fünf bin ich aufgestanden, die Bandscheibe muckt (Kopfsache), jetzt sitze ich hier, schreibe und ich fühle mich schon besser, die positive Energie kommt langsam zurück.

Das absolut wichtigste ist im Moment natürlich meine Mutti und ich möchte, so gut es geht, für sie da sein und ihr helfen, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden, damit sie nach vorne schauen und gesund werden kann. Das heißt, aktuell Abstriche in meinem Leben und in meinem Tagesablauf zu machen, Termine umlegen, am Abend arbeiten, mich vorübergehend neu zu organisieren und nicht zu wissen, was die nächste Woche bringt.

Aber, wie meistens, schaue ich positiv und zuversichtlich nach vorne und werde die Situation mit all ihren Anforderungen auf meine Art zusammen mit meiner Mutti stemmen.

Kurz hatte ich überlegt mit Blog und Instagram aufzuhören, zu pausieren, um mehr Zeit zu haben – es wird mit Sicherheit ruhiger werden hier und ich werde momentan nicht so präsent sein, aber beides, Blog und Insta, sind mir ein wichtiger Ausgleich zum Alltag und in den kommenden Tagen wahrscheinlich sogar mehr als sonst.

Und das ist für mich die richtige Entscheidung, denn es macht keinen Sinn, zu helfen und dabei selbst auf der Strecke zu bleiben. Eine neue, wahrscheinlich vorübergehende Situation, die Änderungen bedarf, dabei aber jedem Beteiligten, und da hängen ja noch mehr Menschen dran als Mutti und ich, gerecht werden muss.

Heute ziehe ich also vorübergehend wieder auf‘s Dorf, in mein altes „Jugendzimmer“, das tatsächlich noch fast genauso aussieht, wie ich es verlassen habe. Nur der riesengroße Schreibtisch meines verstorbenen Vaters steht jetzt zusätzlich mittendrin, mal schauen wo ich da meine Yogamatte noch ausrollen kann.

Und ich hoffe inständig, dass das WLAN funktioniert bzw. die Zugangsdaten irgendwo zu finden sind. Zum Arbeiten (das kann ich, zum Glück, bis zu einem gewissen Maß von überall aus) und als Ablenkung.

Meine Mutti hat vier Enkel, ich habe eine Oma Support WhatsApp Gruppe gegründet und die vier jungen Erwachsenen um Hilfe gebeten. Sofort haben alle vier ihre Unterstützung zugesagt, da ist mir das Herz aufgegangen, dass alle vier trotz Entfernung zur Oma, Studium, Arbeit, den eigenen Verpflichtungen usw. sofort „hier“ gerufen haben. Und mit Sicherheit nicht aus Pflichtbewusstsein.

Wahrscheinlich hat jeder von Euch schon ähnliche familiäre Situationen erlebt, wo man entscheiden muss in welchen Umfang man Hilfestellung geben kann und möchte. Denn sobald es zur Pflicht wird, wird auch das persönliche Verhältnis zueinander leiden. Genauso ist auch umgekehrt der Fall, wenn das Familienmitglied nicht zugeben möchte, dass es Hilfe braucht, aus Sorge, dem Rest der Familie zur Last zu fallen.

Ich glaube, es ist wichtig, zuallererst die neue Situation, die entstanden ist, anzunehmen, zu schauen welche Herausforderungen kurz-, mittel- und langfristig zu bewältigen sind und dann offen darüber zu sprechen, wie und mit welcher Hilfe man die neue Situation gestalten kann.

An diesem Punkt starte ich heute, gebrieft von meiner Mutter:

„Um 16 Uhr musst Du mich im Krankenhaus abholen, ruf an, ich komm dann raus, dann brauchst Du keinen Corona-Test machen.“ (Anmerkung: Gestern ging sie noch am Rollator.)

„Für Dienstag habe ich Termine beim Friseur und bei der Fußpflege, Generalüberholung nach dem Krankenhaus. Und dazwischen müssen wir mal bei der Ärztin vorbeischauen und dieses und jenes klären.“

Ich sag nur: einmal Kind, immer Kind!

Wart Ihr schon einmal in einer ähnlichen Situation? Wie seid Ihr damit umgegangen?

Ich freue mich auf Eure Kommentare, packe dann meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg, meine Mutti abzuholen.

Bis bald
Sigi

20 Comments

  1. Liebe Sigrid, ich bewundere dich, ehrlich gesagt. Ich an deiner Stelle wäre erst mal tieftraurig und wahrscheinlich erst mal gelähmt. Obwohl, oft erwachen in solchen Situationen auch riesen Kräfte. Mein Papa erhielt von mittlerweile 18 Jahren so eine Diagnose. Mehr dazu mal persönlich. Frau hält wirklich viel aus. Nun sende ich dir ganz viel Kraft und Energie. Und natürlich auch für deine Mama. Ihr schafft das! Alles alles Liebe Ursula

    • Hallo liebe Ursula, danke für Deine lieben Wünsche. Und ja, ich kann mich in Ausnahmesituationen sehr gut fokussieren und bin dann wahnsinnig stark. Einer muss es ja sein, das hat den Vorteil, dass kaum Zeit für’s Kopfkino bleibt. Und traurig bin ich trotzdem.
      Bis bald, liebe Grüße
      Sigrid

  2. Iris Ruckaberle Reply

    Ich hab diese Situation hinter mir lieSigi und die intensive Zeit mit meiner Mutter sehr genossen. Da gab es für mich noch kein Instagram, all diese Dinge kamen erst danach um diese Lücke zu füllen. Genieß es also und hol alles schöne raus, gemeinsame Zeit ist unbezahlbar.
    …..IG läuft nicht weg…..auch wenn es Spaß macht❤️Alles gute vor allem für deine Mama und dir viel Kraft😘💐🕊

    LIEBE Grüße
    Iris

    • Danke für Deinen lieben, herzlichen und Mut machenden Kommentar liebe Iris. Danke auch für Deine Wünsche.
      Herzliche Grüße
      Sigi

  3. Guten Morgen, liebe Sigi,
    ich wünsche dir und deiner Mami alles erdenklich Liebe 💓 Du wirst das alles schaffen mit der familiären Hilfe.
    Liebe Grüße
    Sandra

    • Danke Dir ganz sehr liebe Sandra,
      unseren ersten Tag haben wir gut gemeistert und ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft angeht.
      Herzliche Grüße
      Sigi

      • Liebe Sigi,
        das tut mir leid für deine Mama. Ich wünsche euch, dass sich alles zum guten wendet. Wir hatten auch solche Situationen, nur wohnte ich nur 20 km entfernt und bin jeden Tag gefahren.
        Du wirst das schaffen, aber darfst dich nicht ganz dabei vergessen.
        Herzliche Grüße
        Gudrun

        • Danke liebe Gudrun, ja, wir werden das schaffen und am Ende wird alles gut. Klar mutet man sich immer ein bisschen zu viel zu. Aber ich bin zum Glück nicht alleine.
          Herzliche Grüße und eine schöne Woche
          Sigi

  4. Liebe Sigi,
    zunächst einmal wünsche ich dir ganz viel Kraft und drücke die Daumen, dass alles den Umständen entsprechend reibungslos funktioniert. Aber das wird es mehr oder minder, da bin ich sicher.

    Und ja, ich habe diese Situation auch schon erlebt. Und es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man alles getan hat und tut. Auch wenn es den eigenen Abaluf durcheinander wirft.

    Fühl dich gedrückt und alles Liebe
    Nicole

    • Ja, liebe Nicole, genauso sehe ich das auch. Und ich bin auch nicht die Erste, die so eine Situation zu bewältigen hat.
      Danke für Deine Wünsche und ein Drücker zu Dir
      Sigi

  5. Liebe Sigrid, willkommen im Club. Meine Schwiegermutter hat auch die nicht erfreuliche Diagnose bekommen. Letzte Woche habe ich sie vom Krankenhaus abgeholt. Ärzte, Termine etc. Jetzt warten wir auf Therapie. Es ist sehr anstrengend, aber genauso wie du, möchte ich nicht auf meine Beschäftigung verzichten. Ich hoffe, es wird bei euch alles gut klappen. Liebste Grüße und fühl dich gedrückt!

    • Oh, das tut mir sehr leid liebe Mira. Hier hat die Therapie schon angefangen, aber trotzdem wird es diese Woche noch sehr viel zu organisieren geben.
      Ich schaue zuversichtlich nach vorn.
      Danke für Deine Wünsche und für Euch auch alles Gute.
      Liebe Grüße
      Sigrid

  6. Hi Sigi,
    ich wünsche deiner Mama gute Besserung – es ist schön, dass du sie unterstützt und gleichzeitig auch Unterstützung bekommst. Auch ich kenne diese Situationen sehr gut, wir haben gerade letztes Jahr hier zu Hause auch viel Care-Arbeit geleistet (wir leben ja mit mehreren Generationen auf einem alten Bauernhof). Es ist gut, dass du diese Möglichkeit des mobilen Arbeitens hast, das wäre bei uns ohne auch gar nicht gegangen – dann hätten wir vermutlich keine Pflege zu Hause ermöglichen können. Die Nachrichten von deiner Mutter erinnern mich soo sehr an die meiner Oma, die klangen genauso (meine Mutter sollte sogar Essen ins Krankenhaus bringen, das Essen dort könne man ja nicht essen, als ob sie einen vergiften wollten!).
    Da kann ich absolut nachvollziehen, dass andere Sachen wie der Blog/Instagram erstmal hinten anstehen.
    Sortiere dich in Ruhe und wenn du mal alles rauslassen willst bei jemanden, der gar nichts damit zu tun hat, dann melde dich – ich höre dir zu 🙂
    Liebe Grüße!

    • Liebe Vanessa, ganz lieben Dank für Deinen Kommentar und Dein Angebot zu reden. Das freut und berührt mich sehr. Meiner Mama geht es den Umständen entsprechend gut und sie kommt gut zurecht. Wir hoffen alle, dass es so bleibt.
      Sehr interessant Dein Mehr-Generationen-Wohnen auf dem Bauernhof, vielleicht schreibst Du dazu ja auch einmal einen Blogbeitrag.
      Schönen Sonntag und liebe Grüße
      Sigi

  7. Daniel Wäschle Reply

    Sehr geehrte Frau Klede

    ich habe mit mir schon lange Zeit „gerungen“ ob ich Ihnen auf diesem Wege schreiben soll 😏?!?

    Leider habe ich Ihre von Ihnen mal aufgeschriebene Mailadresse offensichtlich „verlegt“ 😕

    Nun doch auf diesem Wege:

    Liebe Frau Klede,
    ich mache mir ganz ernsthaft richtig „Sorgen“ um Sie . Meiner Meinung nach „muten“ Sie sich ( viel..) Zuviel zu !

    KLARO, aus Ihren vielen ( und ganz vielen tollen !)
    „my -lovely-cosmos“ Beiträgen erkenne ich sehr wohl welche ( neudeutsch) „touphe“ Frau in jeglicher Hinsicht sind 👍😃—- ABER jeder Mensch kommt „irgendwann“ an seine Grenzen ‼️

    Ich habe Sie vor Jahren ( wenn auch in der kürze unseres kennenlernen ) als sehr sympathische, offene „meinungsfreudige“ Person kennen und schätzen gelernt und sehr gerne würde, einfach weil ich dieses Medium bzw diesen Weg einfach nicht für den angebrachten halte, ich Ihnen meine „Sorgen“ über Sie in einem ganz persönlichen Gespräch mitteilen wollen.

    Ganz herzliche Grüße vom Bodensee
    Daniel Wäschle

    • Lieber Herr Wäschle,
      selbstverständlich können Sie hier auf dem Blog kommentieren. Und das mit dem sich viele „Dinge“ auf einmal zuzumuten ist so eine Sache, wie schon im Blogbeitrag geschrieben: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
      Herzliche Grüße
      Sigrid Klede

  8. Dear Sigrid, I’m so so sad to hear this. We are at the age when this kind of things come to our lives, sooner or later. Because of hight age or sickness. I really appreciate your ability to talk and write about these and understand very well the aid of being open.
    When my dad died a year ago I visited my mom man times a week although she is in very good condition but needed someone to go for a cup of coffee and to cry together. It took about half a year and I have to admit that I was quite tired as it was always the first thing to think and then came everything else, also me. Still, I wrote the blog and managed IG a bit slowlier but still, it gave me different thoughts and joy.
    I wish you lots of energy and all good to your mother.
    And don’t forget yourself <3
    Lots of hugs,
    Maarit

    • Thank you dear Maarit,
      I also think everyone has to deal with the age and illness of their parents at some point. Thank you soooo much for your kind and empowering words and your own story. Best regard and lots of love
      Sigrid

  9. Liebe Siggi,

    klar bringt einen das den Ablauf den man so hatte durcheinander. Aber sei froh, das es deine Mutti gibt.
    Meine Nachricht die ich damals bekommen hatte, da war ich 21. Ja ich bin inzwischen fast 55 und es schmerzt immer noch und die Tränen kommen auch noch heute. Meine Nachricht war von dem Lebensgefährten meiner Mutter: „Komm schnell mit deiner Mutter ist etwas passiert“ ! Schnell habe ich mich nichts ahnend mich mit meinem damaligen Freund ins Auto gesetzt und bin abends um 22 Uhr 60 Km ganz ganz schnell gefahren. Was war, das wusste ich nicht, vielleicht auch ganz gut so, denn was dann kam, ist mir heute immer noch so bildlich vor Augen, als wäre es letzte Woche gewesen.
    Meine Mutter war verstorben. Meine Mutti ! Meine Freundin, alles in einem.
    Ich kann Dich also verstehen, aber Du hast ein tolles Umfeld und Du schaffst es.

    Ganz viel Kraft wünsche ich Dir.

    Lg, Elke

    • Danke liebe Elke,
      die ersten zwei Wochen haben wir alle zusammen gut gemeistert und ich bin froh, dass ich meine Mutti habe.
      Dein früher Verlust tut mir sehr leid, das stelle ich mir grausam und sehr sehr schwierig und schmerzvoll vor.
      Danke für Deinen sehr persönlichen Kommentar, habe mich sehr über Deine Offenheit gefreut.
      Herzliche Grüße
      Sigi

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