Venedig entdecken zwischen Brücken und Kanälen Teil 1
Die Stadt in der Lagune
Vorweg: Über Venedig gibt es so viel zu berichten, dass ich Euch das ewige runterscrollen sparen möchte. Ich habe den Artikel mit vielen Infos und noch mehr Bildern auf fünf Seiten verteilt. (zu Teil 2, zu Teil 3, zu Teil 4, zu Teil 5)
Hier ein kleines Inhaltsverzeichnis zu Seite 1:
„Ich verliebte mich in Venedig, als ich das erste Mal ankam.“ Peggy Guggenheim
Unterwegs in Herbst und Winter
Und jetzt mal ganz ehrlich. Mir ging es nicht anders als Peggy Guggenheim als ich das erste Mal in Venedig ankam. Ich habe mich verliebt. Ich mag Reisen, Städtereisen ganz besonders, aber da unterscheide ich. Ganz grob gesagt, gibt es für mich Sommer- und Winterstädte. Für mich gibt es Städte, die muss man einfach im Sommer erleben und dann die anderen, die ich einfach lieber in der kühleren bzw. kalten Jahreszeit besuche. Zum einen ist nicht so viel los und zum anderen machen bei manch einer Stadt gerade der Herbst und Winter, den besonderen Charme der Stadt aus. Die Hochsaison ist vorbei, die Touristenströme weniger, das Licht einzigartig, in manchen Stunden ist es fast einsam und ein bisschen melancholisch. Diese Stimmung liebe ich, die passt natürlich nicht zu allen Städten, aber zu Venedig besonders gut.
Ich habe eine ganz alte Erinnerung an Venedig, von meinem ersten Besuch als Erwachsene, ich erinnere mich an einen Geruch, feucht, kalt, salzig, parfumschwer, leicht modrig. Es war an einem trüben Februartag mit einer Mischung aus Nebel, Schnee und Nieselregen, die Leute standen eng im Vaporetto, die Venezianerinnen trugen echten Pelz, der wohl feucht geworden war, und daher stieg mir dieser ganz bestimmte Geruch in die Nase. Ich fand das nicht unangenehm, ich mochte den Geruch und die Stimmung gleich und verfiel dem morbiden Charme sofort, einfach magisch. Ich habe mich in Venezia verliebt.
Stilvoll ankommen
Venedig ist auch im Winter gut besucht, vor allem zum Jahreswechsel und natürlich zum Karneval. Wer Venedig etwas leerer, ruhiger und malerischer erleben möchte, dem lege ich die letzten beiden Novemberwochen ans Herz oder vom 7. Januar bis kurz vor oder kurz nach Karneval.
Wenn wir mit dem Flugzeug in Venedig ankommen, gönnen wir uns immer ein privates Taxi Boot, das heißt hier „Motoscafi“. Richtig teuer, aber für mich die wundervollste Art sich der Stadt zu nähern und in der Stadt anzukommen. Mit hoher Geschwindigkeit saust das Boot übers Wasser, springt, schlägt immer wieder auf, die Gischt spritzt. Das Wetter ist halbwegs gut, wir haben das Verdeck offen. Nach ein paar Minuten entdecken wir die ersten Gebäude und Inseln, versuchen uns zu orientieren, alles zu benennen. Dann bekanntere Gebäude, die Fahrt wird langsamer, der Canale, Paläste, kleine Seitenarme, abenteuerlich zu manövrieren, immer nur eine Handbreit von der Häuserwand oder einem anderen Boot oder Gondel entfernt. Aber wir haben Vertrauen. Der Fahrer fährt uns so nah an unsere Unterkunft wie möglich. Schnell und bequem sind wir angekommen. Die Motoscafi Boote sind schick und gepflegt, mit kleiner Kabine, einer Heckscheibe und Dach zum Versenken, mit viel edlem Holz ausgestattet und natürlich dem Kapitänsstand, klassischer Tender mit Fahrer.
Das erstklassige Erlebnis kostet vom Flughafen um die 100€ für eine eine Strecke, viel Geld, aber ich fühle mich gleich wie Angelina Jolie auf dem Weg zu den Filmfestspielen.
Venedig von oben
Wenn ich eine Stadt nicht kenne, gehe ich zuerst gerne hinauf auf einen Aussichtspunkt, um mir einen Überblick zu verschaffen. In Venedig kann man das gut vom Campanile di San Marco aus.
Kurz-Facts: Der Campanile ist der Glockenturm, der aber abseits und allein ein Stück vom Markusdom weg steht. Er ist knapp 100 Meter hoch und somit das höchste Gebäude Venedigs.
Wie bei den meisten Sehenswürdigkeiten, ist man auch hier gut bedient mit Online Tickets, mit diesen hat man Zugang über einen separaten Eingang und wird beim Aufzug bevorzugt.
Oben wird eine tolle Aussicht in alle Richtungen der Stadt und auf den Markusplatz geboten. Mein Lieblingsausblick ist aber immer der zur Kirche Santa Maria della Salute. So weiß, so schön. So ein exponierter Platz in Dorsoduro. Und an meinem Geburtstag, am 21.11., gibt es dort immer ein Fest und zwar wird mit einer Prozession rund um die Kirche an ein Pestgelübde aus dem Jahr 1630 erinnert. Traditionell wird an dem Tag in den umliegenden Trattorien „Castradina“ aus Hammelfleisch serviert.
Wieder zurück in den Campanile und die Glocken und Geländer bestaunen. Und wenn die Sonne in Herbst und Winter scheint, kann man hier oben auch gut eine kleine Pause genießen.
Was man auch gut von hier oben sieht, sind die Entfernungen. Venedig kann man gut erlaufen. Und sollte man doch keine Lust mehr haben, Venedig zu Fuß zu erkunden, dann steigt man einfach in ein Vaporetto und lässt sich ein Stück den Canale Grande entlang schaukeln, um woanders wieder auszusteigen und die Gassen und Gässchen weiter per Pedes zu erkunden. Dazu noch ein kleiner Tipp: Einzelfahrten mit dem Vaporetto sind teuer, besser ein Ein- oder Mehrtagesticket kaufen!
Der Platz der Plätze – die Piazza San Marco
Die Piazza San Marco mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten gehört zu einem Venedigbesuch selbstverständlich dazu. Und nicht nur zum ersten.
Kurz-Facts: 176 Meter lang und an der breitesten Stelle 82 Meter breit, Touristen, Tauben und Hochwasser. Aber es geht auch anders!
Wenn wir in Venedig sind schlendern wir immer auch mindestens einmal über den Markusplatz mit den prächtigen Bauwerken, dem Canale nebendran, den Cafés, dem Campanile, für uns immer ein Muss die Piazza San Marco, der „Salon“ der Stadt. Und da wir immer in der kühleren Jahreszeit unterwegs sind, ist es hier auch entspannt und nicht sehr voll, sodass man den Platz und die Sehenswürdigkeiten auch genießen kann. Jedes Mal entdecke ich noch neue Details an den Gebäuden, die mir vorher nicht aufgefallen sind. Und wer nicht das Glück hat, im Spätherbst oder Winter nach Venedig zu kommen, der sollte einfach an einem Tag mal ganz früh aufstehen, um die Stadt mit den Einheimischen und wenigen Touristen für sich zu haben. Ach ja, und Tauben. Tauben gibt es nach wie vor auf dem Markusplatz, aber lange nicht mehr so viele wie vor 20 oder 30 Jahren und man muss sich auch nicht dauernd wegducken. Und ganz ohne wäre ja auch komisch.
Geschickt ist es, wie überall, sich für die Sehenswürdigkeiten, die man am Markusplatz besuchen will, vorher Online-Tickets zu besorgen. Sehenswert sind alle. Wer nur kurz in Venedig weilt sollte sich auf den Campanile und ein Highlight beschränken und lieber wiederkommen. Denn Venedig ist nicht nur Markusplatz und auch nicht an einem Tag zu entdecken.
Ich selbst stehe am liebsten irgendwo in der Mitte vom Platz, drehe mich mal dahin und dorthin und lasse alles auf mich wirken. Irgendetwas zieht mich dann an, ich laufe hin, schaue genauer und lasse mich wieder weiter treiben.
Den Campanile habe ich ja schon erwähnt. Die Aussicht ist einfach gigantisch.
Daneben ist dann wohl die Basilica di San Marco das Wichtigste. Eine prachtvolle byzantinische Kirche mit Mosaiken, Kunstwerken und der Pala D’Oro, einer Art goldenem Altarbild.
Neben der Markuskirche befindet sich der Uhrenturm, auf italienisch Torre dell’Orologio, mit einem wunderschönen Ziffernblatt aus Lapislazuli mit Sonnen- und Mondphasen und Tierkreiszeichen.
Zur anderen Seite der Markuskirche, ein ganz imposantes Gebäude, der Dogenpalast, Palazzo Ducale, dem langjährigen Sitz des Dogen und der Venezianischen Republik. Mit Versammlungssälen, Privaträumen, Gerichtsräumen und Gefängniszellen. So imposant von außen, so glanzvoll und prunkvoll geht es im Inneren weiter, was den Ruhm und Reichtum Venedigs verdeutlichen sollte.
Geht man von der Piazza zum Canale läuft man am Dogenpalast über die Piazetta, mit den beiden beeindruckeneden Säulen, dem Schutzheiligen Todaro (Theodor) und dem Markuslöwen.
Und um die Ecke ist dann noch die Seufzerbrücke, die den Dogenpalast mit den Gefängniszellen verband, bekannt durch Casanova, Casanova, der als Frauenheld durch die Schilderung von zahlreichen Liebschaften in die Geschichte einging.
Dem berühmten Giacomo Casanova gelang die Flucht aus den sogenannten Bleikammern über die Seufzerbrücke in die Freiheit.
Genug Geschichte? Dann ist es Zeit für die Cafés am Markusplatz mit den überaus schönen Arkaden. Wo bei fast jedem Café ein Orchester spielt, für das man bezahlen muss, sobald man sitzt. Im Caffè Florian sind es 6,– € pro Person. Im Caffè Choggia sitzt man außen besonders schön mit Blick auf den Dogenpalast, den Löwen und den Canale Grande.
Caffè Florian – stilvoll, plüschig, teuer – ein Muss
Das Caffè Florian ist wohl das bekannteste und für mich auch das schönste Café. Es ist das älteste Kaffeehaus Italiens und das pompöse Samt-Plüsch-Stuck-Ambiente ist für mich auf jeden Fall einen Besuche wert. Und Touristennepp hin oder her, ich finde es toll, hier drinnen gemütlich auf den Plätzen von Casanova, Goldoni und anderen Künstlern und Intelektuellen zu sitzen, wenn es draußen regnet oder stürmt oder einfach nur kühl ist. Ich trinke Cioccolata Casanova (Heiße Schokolade mit Minz Creme) und träume von längst vergangenen Zeiten. Und im Gegensatz zum Sacher in Wien, muss man hier nicht Schlange stehen (im Sommer vielleicht….). Und wenn die Rechnung kommt, nehmen wir den Preis mit Nonchalance.
Mehr von dem, was ich an Venedig liebe: hier!