Venedig erleben – Teil 2
Inhalt Teil 2:
Gondeln für Romantiker
Genauso Kult wie das Caffè Florian ist wohl auch die Fahrt mit Gondel und Gondoliere. Aber meinem Mann fehlt einfach das Romantik Gen. Er weigert sich standhaft seit über 25 Jahren mit mir Gondel zu fahren. Mittlerweile habe ich aufgegeben und möchte auch nicht mehr unbedingt, denn in einem Konvoi mit 100 kichernden Asiaten ist auch nicht unbedingt Romantik, und Rush Hour gibt es in den Kanälen selbst im Spätherbst, wo die Gondoliere Ihre Gondeln an die Häuser drücken, um größere Boote vorbeizulassen.
Wenn auch nicht besonders umweltbewußt, ziehe ich die Fahrt in einem Motoscafi vor, die fahren in den kleinen Kanälen ja auch langsam und man bekommt auch alles zu sehen, ich fühle mich auch sicherer und komme sogar ein bisschen mehr rum, da wir doch schneller unterwegs sind als mit einer Gondel. Nur singen müßte da noch einer. Aber ich möchte das Gondel fahren niemanden madig machen, und denke für Romantiker, am richtigen Tag, mit dem richtigen Begleiter, ist das mit Sicherheit ein wundervolles Erlebnis.
Und die Gondel ist einfach das typische Symbol Venedigs. Das Venedig-Gen hatte ich schon in frühester Kindheit. Als Kind (vielleicht können sich einige von Euch noch erinnern) hatten ganz viele Familien im Wohnzimmer auf Ihrem Fernseher eine beleuchtete venezianische Gondel stehen, obwohl die meisten noch nicht weiter als bis nach Oberbayern gekommen waren. Was war ich neidisch, wir waren mit unseren Eltern schon öfter in Venedig gewesen, aber meine Mutter fand diese Fernseher-Gondeln kitschig und bei uns kam keine ins Haus bzw. auf den Fernseher…
Als Fotomotiv machen sich die (echten) Gondeln auf jeden Fall immer gut. Und ganz ehrlich, ich gebe die Hoffnung nicht auf…
Was ist das denn?
Ich konnte es gar nicht glauben, was sich da plötzlich hinten auf mein Bild schmuggelt. Ich habe davon gehört, war schon viele Male in Venedig, doch war es jahreszeitenbedingt, gab es die Jahre vorher noch nicht so viele, hatte ich die letzten Jahre Tomaten auf den Augen? Ein Riesen Kreuzfahrtschiff, ganz in der Nähe, und es kommt noch näher… Ich bin ganz ehrlich: ich bin ja auch Tourist, und wahrscheinlich nicht besser oder schlechter als jeder andere, aber das Schiff und die vielen Menschen, die es ausspuckt, die einfallen, durchrasen, abhaken, wenig konsumieren (ist ja auf dem Schiff inklusive) und plötzlich wieder verschwunden sind… Und es ist ja auch nicht nur ein Schiff pro Tag. Aber wie bei allem, gibt es immer zwei Seiten der Medaille…
Ich kann aber echt verstehen, dass Venedig inzwischen Eintritt von Tagestouristen nimmt. Also wenn man nicht im Winter reist, sollte man die Sehenswürdigkeiten besuchen, bevor die Schiffe einfallen oder wenn die wieder weg sind. Die meisten Schiffstouristen bewegen sich sowieso nur zwischen San Marco und Rialto, aber Venedig hat auch ruhigere und überaus wunderschöne Ecken, die es zu erkunden gilt.
Canale Grande – die Hauptverkehrsader Venedigs
Von den Kreuzfahrtschiffen zum Canale Grande. Egal wie man ihn befährt, mit der Gondel, dem Motoscafi oder dem Vaporetto, man muss auf jeden Fall einmal entlang fahren. Die Häuser wurden ja zum Kanal hin gebaut, also mit der schöneren Seite zum Kanal, da die Gäste früher vom Kanal ins Haus kamen und nicht hinten über ein dunkles, enges Gässchen. Nur hier vom Canale Grande aus, kann man die Palazzi in Ihrer vollen Pracht sehen und staunen wie diese Bauten auf Pfählen alle bewerkstelligt und gebaut worden sind.
Aber nicht nur der Canale Grande ist sehenswert, sondern auch die ganzen kleinen Kanäle sind eine Rundfahrt wert.
Über wieviel Brücken musst Du gehen?
Aber wie schon geschrieben, nicht nur auf dem Wasser, sondern auch zu Fuß ist Venedig sehenswert. Venedig ist gut zu erlaufen, aber das ist nicht unanstrengend, es gibt hier zwar keine Berge oder Steigungen, dafür aber Brücken, Brücken, Brücken. Und Trepp auf, Trepp ab, kann auch ganz schön anstrengend sein, wenn man am Tag über 10 Kilometer zu Fuß zurücklegt.
Kurz-Fact: Auf über 400 Brücken kann man die ca. 150 Kanäle überqueren.
Ich liebe das: Mich ohne Stadtplan treiben zu lassen, durch die Gässchen bis man plötzlich am Wasser steht, keine Brücke vorfindet und nicht mehr weiterkommt. Wieder zurück, links, rechts, Brücke rauf, Brücke runter? Wo kamen wir her? Ich liebe das. wir haben Urlaub und wir haben Zeit und so laufen wir, wenn wir Pech haben immer wieder im Kreis oder wenn wir Glück haben entdecken wir immer wieder Neues und uns Unbekanntes.
Caffè an der Bar – hier fühlen wir uns nicht als Touristen
Und so stranden wir auf einen Caffé wie die Einheimischen in diversen Bars, trinken unseren Espresso am Tresen (ist zudem auch günstiger) und ziehen weiter.
Frühstück in Venedig – eine Sache für sich
Mit dem Frühstück ist das in Venedig so eine Sache. Frühstücken im Café so wie andernorts in Europa geht hier eher nicht. Also sollte man entweder im Hotel frühstücken oder wenn man wie wir in einem Apartment wohnt, dann kann man sich sein Frühstück selbst zubereiten oder man passt sich an die Gewohnheiten der Einheimischen an und genießt Caffé und Cornetto am Tresen einer. Müsli, Avocadobrot, frisches Obst oder irgendetwas glutenfreies oder zumindest Vollkornbrot ist sehr, sehr schwer zu finden, wenn nicht gar nicht vorhanden.
Genauso ist es, wenn man sich vegan ernährt oder auf irgendeine Unverträglichkeit Rücksicht nehmen muss. Es wird jedes Jahr besser, aber irgendwie hängt Venedig dem Food-Zeitgeist um Lichtjahre hinterher.
Vegetarisch geht gut, gibt es doch viele Pastagerichte und Pizzen vegetarisch. Da darf man dann halt mit der Mehlsorte nicht wählerisch sein. Zur Ehrenrettung muss man allerdings sagen, dass mittlerweile einige Restaurants und Pizzerien glutenfreie Varianten anbieten.
Essen gehen in Venedig – Restauranttipps
Frühstück und Touristenfallen mal beiseite, auch in Venedig kann man super essen. Ich liebe die Italienische Küche, vor allem Pasta. Da ist Italien einfach ein Eldorado für mich, essen die Italiener vor dem Hauptgang doch gerne eine primo piatto und zwar Pasta. Im Sommer sind alle Lokale brechend voll und um so näher man an den Markusplatz kommt, um so mehr Nepp und Bauernfängerei wird geboten. Aber selbst in der Nähe der bedeutenden Sehenswürdigkeiten findet man das eine oder andere Restaurant mit sehr guter Küche und annehmbaren Preisen. Wer Zeit hat und ein Stück weg nicht scheut, sollte sich zum Essen in die angrenzenden Viertel begeben, z.B. nach Castello, San Polo oder Dorsoduro.
Ein Restauranttipp in Rialto. Nah am Trubel, aber keine Touristenfalle, super gutes Essen, tolle Einrichtung, lustiges, sehr nettes Service-Personal und tolle Lage:
Und noch zwei Restaurant-Tipps:
Ristorante Centrale Pizzeria, Calle degli Specchieri, 425, San Marco
Mitten im Getümmel, aber keine Touristenabzocke, sondern ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis mitten in Venedig. Moderne, helle Wohlfühlatmosphäre, freundlicher, schneller Service, lecker und frisch zubereitete Speisen.
Antica Osteria da Gino, Fondamenta S. Giuseppe, 754, Castello
Im Sestiere Castello befindet sich die gemütliche Osteria. Wer gern abseits der üblichen Ströme unterwegs ist, den Weg nicht scheut oder sowieso auf der Biennale unterwegs ist, findet hier ein Kleinod an typisch italienischer Gemütlichkeit. Das Lokal liegt direkt an einem kleinen Kanal, bei guten Wetter gibt es draußen ein paar Tische. Die Speisen sind regional, frisch zubereitet und sehr schön angerichtet. Der Service sehr nett und zuvorkommend. Wer es etwas ruhiger mag ist hier genau richtig.
Venedig am Abend – auf einen Spritz
Wenn man mit dem Wetter Glück hat, kann man im Herbst auch abends noch gut draußen sitzen. Mit einer Decke zugedeckt, einen Aperol Spritz schlürfen, die obligatorischen Chips dazu essen und den lauen Abend genießen.
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