Görlitz – eine Stadt wie ein Museum

Besuch in Deutschlands östlichster Stadt

Wie ich ja schon berichtete, war ich im Januar mit meiner Mutti im Hotel Insel der Sinne in Görlitz am Berzdorfer See zu Gast.  Unser Besuch dort wurde abgerundet von einer Einladung der Europastadt Görlitz-Zgorzelec, die uns zu einem ganz besonderen Abend nach Görlitz einluden und uns obendrauf noch die Möglichkeit gaben, an einer ganz persönlichen Stadtführung teilzunehmen.

Der Abend begann mit einem Besuch im Horschel, einem schicken Restaurant am Görlitzer Untermarkt. Die Atmosphäre des sehr ansprechend und „hip“ gestalteten Innenbereiches hat uns sofort begeistert. Ein Stilmix aus hochwertigem Interieur, harmonischen Beleuchtungskonzept, sehr interessante Kunst an den Wänden und Liebe zum Detail, genau wie wir es mögen!

Der Herr vom Service war sehr aufmerksam und freundlich und überraschte uns mit einem guten Glas Weißwein, der hervorragend zu unserer Pasta mit Meeresfrüchten passte. Die Pasta war frisch zubereitet, sorgfältig angerichtet und hat einfach köstlich geschmeckt. Und auch für Vegetarier und Veganer hielt das Horschel genug Optionen bereit.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Team vom Horschel für die Einladung.

Unser Besuch im Horschel war leider nur kurz, denn es galt schnell zum nächsten Programmpunkt zu eilen. Wir begaben uns ins Apollo Theater, einer Zweigstelle des renommierten Gerhard-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau. Das Apollo Theater ist ein ehemaliges Kino, dass mit einfachen Mitteln zu einer sympathischen kleinen Studiobühne umgebaut wurde.

Dort wurde das Stück „Heimatkleid“ aufgeführt, da ging es darum, wie Leute über bestimmte Themen sprechen und mit ihnen umgehen, wie Globalisierung, Identität und Überfremdungsängste. Die beeindruckende Darbietung, ein Monolog, sowie die tiefgründige Thematik hinterließen einen bleibenden Eindruck und regten zum Nachdenken an.

Der Abend endete im Hotel mit der Vorfreude auf die Stadtführung am nächsten Tag, die auch wieder von der Europastadt Görlitz-Zgorzelec organisiert wurde.

Pünktlich und dick eingepackt trafen wir am darauffolgenden Tag bei der Görlitz-Information am Obermarkt ein, unsere Ansprechpartnerin Frau Glaubitz und unser Stadtführer Petrus Snoeijer warteten schon. Ca. drei Stunden sollte die Stadtführung laufen, das mag ich ja eigentlich gerne. Aber bei Minusgraden und mit meiner zwar sehr fitten, aber doch schon 80jährigen Mutti als Begleitung, war ich zwar neugierig, aber ob der Länge auch etwas skeptisch.

Aber das war vollkommen unbegründet. Herr Snoeijer hatte zwar ein straffes Programm für uns vorbereitet, aber es blieb immer wieder genug Zeit, stehenzubleiben, durchzuschnaufen, um den Geschichten und Anekdoten zu lauschen, von denen Herr Snoeijer sehr viele parat hatte. Er kannte sich überhaupt bestens aus mit allem in und um Görlitz, und war auch um keine Antwort zu meinen Zwischenfragen verlegen.

Görlitz ist eine ganz besondere Stadt, nicht vergleichbar mit den Großstädten bei uns im Westen, hier in Görlitz scheint mancherorts die Zeit stehengeblieben zu sein. Wie Herr Snoeijer so schön sagte: Er genießt es, quasi in einem Museum zu wohnen. Ich glaube, das würde mir auch gefallen. Man findet viele mittelalterliche Gebäude, aber auch Renaissance- und Jugendstilarchiketur, insgesamt über 3.500 Baudenkmäler aus 500 Jahren.

Von den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges verschont, gibt es wunderschöne Plätze, prächtige Straßen und schmucke Gässchen, die Eindruck hinterlassen. Die Stadtführung war sehr informativ und kurzweilig, Herr Snoeijer vermittelte sein umfangreiches Wissen lebhaft und humorvoll und plauderte auch über seinen persönlichen Alltag in Görlitz, wo der gebürtige Niederländer seit vielen Jahren zuhause ist.

Wir lernten auf unserer Stadtführung zum Beispiel, wie der Handel und die „Via Regia“ die Geschichte von Görlitz prägten, warum die reichen Kaufleute Ohrringe trugen, wenn sie unterwegs waren und was es mit dem Flüsterbogen auf sich hat.

Ein Höhepunkt unserer Stadtführung war der Besuch des Görlitzer Rathauses, das aus vielen verschiedenen Gebäudeteilen besteht. Besonders imposant der Rathausturm. Er trägt zwei Uhren und einen „brüllenden“ Löwen, der an eine alte Legende erinnert. Der Aufstieg auf den Turm wird mit einem traumhaften Blick über die Dächer der Altstadt belohnt.

Görlitz ist bekannt für seine prächtigen Hallenhäuser entlang der „Via Regia“, ein unsaniertes durften wir betreten und erhielten somit einen faszinierenden Einblick in die traditionelle Bauweise der historischen Kaufmannspaläste.

Nicht nur das Hallenhaus, viele andere Häuser und Straßenzüge beeindruckten uns durch ihre stattliche äußere Erscheinung, durch reich verzierte Portale und Inschriften, wie z.B. auch der Flüsterbogen. Dieses architektonische Juwel beeindruckte nicht nur durch das Aussehen, sondern auch durch seine akustischen Eigenschaften. Man kann auf der einen Seite des Flüsterbogens etwas hineinflüstern, und durch gut weitergeleitete Schallwellen wird es auf der anderen Seite sehr gut verstanden. Hat geklappt, wie haben es ausprobiert!

Zum ersten Mal in meinem Leben besuchte ich hier in Görlitz eine Synagoge und war sehr dankbar für die Gelegenheit, dieses bedeutende und religiöse Monument besichtigen zu können. Herr Snoeijer war auch hier wieder perfekt vorbereitet und konnte uns vieles über die jüdische Gemeinde in Görlitz, den jüdischen Gottesdienst und die Bräuche erzählen.

Ein wunderschönes und faszinierendes Gebäude, das nach einer umfassenden Restaurierung im Jahr 2021 wiedereröffnet wurde.

In Görlitz gibt es so viel zu entdecken, dass man kaum weiß, wo man zuerst hinschauen soll. Ein echtes Highlight ist das Kaufhaus der Oberlausitz, nicht nur architektonisch beeindruckend, sondern auch als Drehort für den Film „The Grand Budapest Hotel“ international bekannt. Görliwood eben. Doch während meines Besuchs blieb leider keine Zeit für eine ausführliche Erkundung der vielen Filmkulissen und der faszinierenden „Lost Places“, die Görlitz zu bieten hat. Aber meine Neugier ist geweckt und ich beabsichtige, im Sommer zurückzukehren, um diese spannenden Facetten der Stadt intensiver in Augenschein zu nehmen.

Die Peterskirche bildete den eindrucksvollen Abschluss unserer Sightseeing-Tour durch Görlitz. Als eine der größten Hallenkirchen Ostdeutschlands beeindruckt sie nicht nur mit ihrer gotischen Architektur, sondern auch mit der faszinierenden Innengestaltung.

Beim Betreten der Kirche wird man von einer weiten und erhabenen Atmosphäre empfangen, ein Highlight ist die imposante Sonnenorgel mit ihren 17 Sonnen, die die Orgelpfeifen wie Strahlen umgeben.

Die Peterskirche ist ein Must-See auf einer Tour durch Görlitz und markierte für uns einen würdigen Abschluss unserer Erkundungstour durch die malerische Altstadt.

Eins hab ich noch:

Ein Stückchen unterhalb der Peterskirche befindet sich die Altstadtbrücke die Görlitz mit Zgorzelec, auf der polnischen Seite, verbindet. Seit 26 Jahren vereint mit dem Titel Europastadt Görlitz-Zgorzelec haben beide Städte zahlreiche gemeinsame Projekte entwickelt und freundschaftliche grenzüberschreitende Kontakte geknüpft. Die Altstadtbrücke steht symbolisch für diese Verbindung und dafür, dass Grenzen überwunden werden können.

Wir waren natürlich auch neugierig und sind hinübergelaufen. Die erste Reihe an der Neiße ist auch auf polnischer Seite hübsch herausgeputzt und hat ein paar hübsche und gute Restaurants zu bieten. Ansonsten lockt die polnische Seite mit günstigen Einkaufsmöglichkeiten und einem lebendigen Stadtleben. Einen historischen Kern gibt es allerdings nicht.

Wir ließen es uns auch nicht nehmen, eines der Restaurants in Zgorzelec auszuprobieren. Das Restauracja Miod Maliny.

Die Einrichtung des Restaurants in dem alten Haus ist sehr opulent, etwas schwülstig, aber sehr gepflegt und einladend, der Service nett und professionell. Hier wird typisch polnische Küche mit einem modernen Touch serviert, wir hatten uns für Leber entschieden, die zerging förmlich auf der Zunge, ein kulinarisches Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Und Preis-Leistung, nicht mit den Preisen bei uns zu vergleichen!

Dieser Artikel wurde mit freundlicher Unterstützung der Europastadt Görlitz-Zgorzelec geschrieben.

Vielen Dank an die Europastadt Görlitz-Zgorzelec, insbesondere an Frau Glaubitz, für die Einladung und die tolle Organisation.

Mich hat diese Stadt sehr fasziniert und ich werde wiederkommen. Kanntet ihr Görlitz schon oder wußtet ihr, dass hier Hollywoodfilme gedreht wurden und man über eine Brücke nach Polen rübergehen kann?

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