Mindful Monday 

Zu nett für diese Welt

Der People Pleaser und die Narzisstin

Jeder kennt so einen Menschen im näheren oder weiteren Umfeld. Immer freundlich, höflich, zuvorkommend, warmherzig, gefällig, herzlich usw. Alles Synonyme für nett, was ja mittlerweile nicht unbedingt nur positiv besetzt ist. Wenn man jetzt böse sein will, kann man diese Personen auch treudoof nennen oder wer kennt nicht den Ausdruck: „Nett ist die kleine Schwester von scheiße“…

Das sind die Personen, die jedem, der nach Kleingeld fragt, ein paar Münzen in die Hand drücken, die das schlechte Essen nicht zurückgehen lassen im Restaurant, die dir nicht sagen, wenn du sie enttäuscht hast. Da gibt’s ein ganz modernes Wort dafür: People Pleaser:innen. Da habe ich schon mal kurz darübergeschrieben. Ich weiß, dass ich eine bin bzw. war, arbeite aber auch schon länger daran, von dem Everybody’s Darling Gehabe wegzukommen. Es gibt sogar Menschen, die meinen ich wäre eine Narzisstin…

Aber es gibt Menschen, die sich einfach immerzu hintenanstellen, oft überhört werden, immer und für alle da sind und dabei sich selbst verlieren. Die laufen dann auch Gefahr von anderen, die einen Vorteil sehen, manipuliert zu werden.

Manipulation kennt jeder. Aber wie geht man im alltäglichen sozialen Bereich damit um, wie wird dort manipuliert? Wer manipuliert wen? Manipulierst du oder wirst du manipuliert? Oder ist einfach alles gut? Woran merkt man das? Fragen, die ich heute nicht beantworten werde.

Manche tun sich leicht andere zu beeinflussen und zu lenken, andere wiederum lassen sich leicht beeinflussen und lenken. Und wenn diese beiden Typen aufeinandertreffen geht das nicht immer gut aus.

Töchter wickeln ihre Väter um den Finger. Charmante oder charismatische Personen haben das auch drauf. Doch wann ist dieses Verhalten nicht mehr sympathisch und liebenswert sondern eigennützig und manipulativ?

Natürlich schreibe ich über das Thema heute beim Mindset Monday nicht ohne Grund.

Es gibt Menschen die sind lieb, gutmütig und gutgläubig und lassen sich schnell überzeugen, dass ein oder andere z.B. für mich zu erledigen und ich gebe zu, auch ich habe daraus schon Nutzen gezogen. Aber immer mit Respekt für die jeweilige Person und oft auch mit einem Augenzwinkern. Manchmal auch einfach als kleine Neckerei. Soweit so gut.

Und ich akzeptiere auch ein Nein. Denn ganz ehrlich, ich möchte ja auch nicht nach jedermanns Pfeife tanzen.

Ihr kennt sie sicher auch, diese lieben Menschen, die nie nein sagen können und von Pontius zu Pilatus laufen, nur um euch zu gefallen, es euch recht zu machen. Weil sie euch mögen, vielleicht wiedergemocht werden wollen, nach Anerkennung suchen oder schlicht und einfach hilfsbereit sind.

Oder aber zu feige sind oder Angst davor haben, Nein zu sagen, denn ein Nein könnte ja irgendwelche Konsequenzen nach sich ziehen. Nun, so eine Person gibt es auch in meinem Umfeld und ich habe das Bedürfnis diese Person zu schützen, vor sich selbst und vor allem vor Menschen, die dieses „nett sein“ einfach nur ausnutzen.

In allen Beziehungen unter Freunden gibt es mal Knatsch oder Meinungsverschiedenheiten, die durch ein offenes Gespräch aus der Welt geschafft oder zumindest alle Positionen dargelegt werden können und wenn es allen wichtig ist, nach einer gemeinsamen Lösung gesucht werden kann.

Anders läuft das ab, wie im Falle meines Freundes, dem People Pleaser, wenn ein(e) Narzisst:in auf ihn trifft. Der People Pleaser und die Narzisstin hatten bislang einen engen freundschaftlichen Kontakt, was die Narzisstin für sich auszunutzen wusste. Auf sich selbst und ihre Ziele bezogen, hatte sie immer leichtes Spiel mit dem People Pleaser, der es als emotionale Verpflichtung sah, ihr zu gefallen.

Den Sommer über kreuzten neue Menschen den Weg des People Pleasers, mit denen er nun auch gerne Zeit verbrachte und somit weniger Zeit für die Narzisstin hatte. Eine Zeit lang zog sie sich zurück, aber sie wäre nicht sie, wenn sie sang- und klanglos auf ihre bisherigen Vorteile verzichten würde.

So holte sie gestern zum Schlag aus und da sie alle Schwächen unseres People Pleasers genau kennt, ist sie ganz manipulativ auf seine Schwächen losgegangen und hat diese gegen ihn, und noch schlimmer, gegen andere ihr unbekannte Menschen, verwendet. Sie hat unseren People Pleaser gezielt kritisiert, um ein Gefühl der Minderwertigkeit zu erzeugen, und um der Narzisstin zu gefallen, hat er das getan, was sie wollte, zum Schaden zweier anderer Personen.

Passiert aus der Angst des People Pleasers heraus, eine rote Linie zu ziehen oder einfach einmal „Nein“ zu sagen. Und die Narzisstin hat es gnadenlos ausgenutzt. Und jetzt am Ende schließt sich der Kreis, mit dem Schaden für eine der anderen Personen, hat sie indirekt auch mich getroffen und das geht gar nicht. Jeder Mensch ist wertvoll, auf seine Art.

Auch unsere Narzisstin hat mit Sicherheit liebenswerte Seiten, aber doch ist sie eine Person, die Grenzen überschreitet und der gesagt werden muss, bis hierher und nicht weiter, ich bin nicht dein Eigentum und ich habe eigene Gedanken, Wege und Ansichten. Ich bin ich, so wie ich bin, nett, beeinflussbar, respektiere mich.

Eine rote Linie zu ziehen, ist ja auch eine Art Schutz für einen selbst. Aber unser People Pleaser hat Angst vor den Konsequenzen. Und um Ängste zu überwinden braucht man Mut und den kann man wiederum bekommen, wenn man die Denkweise ändert, alte Glaubenssätze über Bord schmeisst. Ich habe gestern versucht, dem People Pleaser erste Impulse für eine andere Denkweise auf den Weg zu geben. Ich weiß, ich war wie immer zu impulsiv, aber ich hoffe, ich habe den People Pleaser ein Stückchen aus der Reserve gelockt, um zu reflektieren und am „zu nett für diese Welt zu sein“ zu arbeiten!

Mit Sicherheit kennt Ihr auch eine liebe Person, die immer wieder übertölpelt und ausgenutzt wird und selbst nicht in der Lage ist, sich wehren zu können? Konntet Ihr schon einmal helfen oder vermitteln in so einer Situation?

Alle Fotos von Tom Rolfs, bei Instagram @tomrolfs

4 Comments

  1. Ein tolles Thema… schwierig und so wichtig liebe Sigi….ich war lange Zeit auch viel zu gutmütig und will es auch bleiben für die richtigen Menschen, Menschen die das nicht ausnutzen sondern es einfach auf Gegenseitigkeit beruht und es auf beiden Seiten ein nehmen und geben ist, da ist es auch wurscht wer wieviel….bei schutzlosen Menschen werde ich es auch immer sein… jetzt kommt das aber.. ausnutzen Lass ich mich nicht mehr…und zu den Narzissten… komisch auch gerade so ein Thema von mir…da hilft tatsächlich nur sich konsequent zurück zu ziehen denn es ist schwierig und es kosteso viel Energie…sie werden sich nicht ändern…ich habe eine gute Lehrmeisterin… über 30 Jahre…total lieb und nett..dann fallen gelassen… hergeholt weggestossen… immer wieder vergeben…es bringt nichts…ich habe gelernt..es hilft nur konsequent zurück ziehen und mit dem Umfeld austauschen da sie dann in ihrer Wut nicht noch mehr Schaden anrichten kann…ich bin einfach zu alt für solche Spielchen… liebe Grüße zu dir

    • Liebe Annette, vielen lieben Dank für deinen offenen und persönlichen Kommentar. Und ich sehe das genau wie du, und das konsequente zurückziehen aus so einer Beziehung ist wohl wirklich das beste was man am Ende tun kann.
      Herzliche Grüße zum Bodensee
      Sigi

  2. Ich kann nur sagen – Vorsicht! Spielt nicht mit denen, die alles Geben, denn es trifft hart!
    Der, der nimmt, sucht sich den nächsten! Der der gibt schaut nur trautig hinterher!

    • In ein paar kurzen Sätzen genau auf den Punkt gebracht. Danke dir sehr für diese Zeilen.
      Liebe Grüße
      Sigi

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