Mindset Monday – My Mindful Day
Teil 2
Letzte Woche hatte ich ja angefangen von meinen Strategien und Ritualen zu schreiben, um möglichst achtsam durch den Tag zu kommen und habe einen zweiten Teil versprochen. Hier ist er. Aber es gibt so viele Mindful Themen, die mich durch meinen Tag begleiten und beschäftigen, dass es nächsten Montag auch noch einen Teil drei geben wird.
Im ersten Teil meines achtsamen Tages ging es unter anderem um den Mindful Morning, um Mindful Work und Mindful Break. Dort habe ich geschrieben, dass ich oft achtsam bin, aber nicht immer und auch nicht immer will, denn manchmal ist die richtige Reaktion, meines Erachtens nach, zum Beispiel Wut, Angst, Ekel oder Trauer und die soll man ja auch nicht unterdrücken, sondern annehmen und „achtsam“ damit umgehen.
Heute für Euch also weitere Gedanken und Tipps zur Balance im Alltag:
Mindful People
Wir verbringen viel Zeit unseres Tages mit Menschen, mit Familie, Kollegen, Freunden, Bekannten, Zufallsbekanntschaften, wodurch auch unser Fühlen, Denken und Handeln sehr stark beeinflusst wird. Die Familie ist fix, aber unsere Freunde können wir uns aussuchen.
Manch Einer hat Freunde fürs Leben, bei Anderen wechseln die Freundschaften. Freundschaft entwickelt sich ja genauso weiter wie wir selbst. Und manchmal passt es besser und manchmal passt es einfach nicht mehr. Warum dann nicht ehrlich sein und Freunde aussortieren? Man muss ja nicht gleich die Freundschaft kündigen, aber man kann sich durchaus bewusstwerden, welche Menschen uns guttun, inspirieren, in der Not für uns da sind und einstehen, denen wir gerne geben und die uns etwas zu geben haben und welche Menschen eben nicht (mehr). Wir können die Freundschaften bewusst pflegen und intensivieren oder wir können uns zurückziehen.
Ich selbst habe sehr wenige, sehr gute Freunde, die mich auch schon länger begleiten, daneben gibt es immer spannende und interessante Personen, die ich auch Freunde nenne, und mit denen ich „nur“ ein Stück Weg zusammen gehe. Ohne Streit, ohne Grund trennen sich diese Wege dann wieder, so nach dem Motto: „alles hat seine Zeit“. Außerdem will Freundschaften und Kontakte pflegen auch gelernt sein, das zählt leider nicht zu meinen Stärken!
Mindful Emotions
Gefühle sind weder gut noch schlecht, doch wird den Emotionen „Traurigkeit“ oder „Angst“ schnell das Etikett schlecht aufgeklebt, wobei die Gefühle „Glück“ oder „Liebe“ sofort mit gut assoziiert werden. Oftmals versuchen wir sogar die „vermeintlich“ negativen Gefühle zu vermeiden.
Es bringt nichts, Gefühle zu unterdrücken, eine Zeit lang kann man sich vielleicht mit viel Arbeit ablenken, um sich nicht mit den Gefühlen auseinandersetzen zu müssen. Aber kommt man wieder in den Ruhemodus, sind die Gefühle auch wieder da. Oder noch schlimmer, man versucht die Gefühle mit Alkohol, Süßigkeiten oder übermäßigem Essen zu betäuben, ich gehöre zur letzteren Spezies, aber was soll das? Und so schlau bin ich doch eigentlich, dass ich weiß, dass das alles nur kurzfristig hilft.
Alle Gefühle zulassen, sie zu durchleben und aushalten ohne sie zu bewerten, dass ist die Kunst der Achtsamkeit.
Aber wie geht das? Da sind wir schon wieder, wie sie oft, im Hier und Jetzt. Um eine Fressattacke zu vermeiden, lasse ich die Emotionen zu und nehme sie aktiv und bewusst wahr und wenn ich es recht überlege, ist das nichts anderes als das Leben anzunehmen so wie es ist, mit all seinen Höhen und Tiefen, auf negative Gefühle folgen positive und das eine ist ohne das andere gar nicht möglich.
Als nächstes bekommen die Emotionen einen Namen, wie Liebeskummer, Trauer oder Angst und ich forsche nach dem Auslöser für die Emotion, was war der Grund? Und dann wird’s tricky, hat ein Gedanke das Gefühl ausgelöst oder ein Gefühl die Gedanken in meinen Kopf gebracht. Wer war zuerst? Huhn oder Ei?
Zu den Gedanken und Gefühlen gesellen sich manchmal auch körperlichen Reaktionen, wie Anspannung, Enge, Kopfschmerzen. Wenn ich das alles von oben oder außen beobachte, sind mir diese Gedanken, Gefühle und Reaktionen zwar bewusst, aber ich gebe ihnen keinen Raum, übermächtig zu werden oder mich vereinnahmen zu lassen, ich weise niemandem die Schuld zu, bin aber auch kein Opfer. Ich erreiche innerlich etwas Abstand und das hilft mir die Emotionen auszuhalten und zu überwinden.
Am Ende des Tages sind wir immer selbst verantwortlich für unsere Emotionen bzw. die Reaktion darauf.
Mindful Moments
Mindful Moments sind seit jeher eines meiner Lieblingsthemen. Vielleicht kann ich die so gut wahrnehmen, weil ich in gewisser Weise eine Tagträumerin bin? Ich kann mich eins, zwei, drei aus dem Alltag ausklinken und in einer Traumwelt verlieren.
Aber soweit muss man meiner Meinung nach gar nicht gehen. Unsere Welt und das Leben sind, trotz aller Widrigkeiten, traurigen Anlässe, Enttäuschungen oder Steine im Weg, schön. Es gibt an jedem Tag und auch in schlechten Zeiten schöne und gute Momente, man muss sie nur erkennen, schätzen und annehmen. Ich für meinen Teil habe ein großes Talent dafür, ich gehe immer mit offenen Augen durch den Tag und halte auch mal bewusst inne, um meine Umgebung genauer wahrzunehmen, um diese besonderen Momente zu entdecken, die gerade schwierige Tage ungemein bereichern und einen kurzen oder längeren Moment der Freude ins Leben bringen.
Man muss nicht immer nach dem Außergewöhnlichen oder Besonderen im Leben streben, selbst kleine Glücksmomente können einen schlechten Tag drehen oder uns helfen, leichter, entspannter und freudiger durch den Tag zu kommen, den Tag lebenswert zu machen. Was für den Einen ein Mindful Moment ist, muss für den Anderen keiner sein. Und jeden Tag kann das auch etwas anderes sein.
Für mich war es heute die Natur zu sehen und zu fühlen (Wolken und Regen betrachten, Sonne und Wind auf der Haut spüren, Vögel zwitschern hören). Ein lieber Blick an den Computern vorbei von meinem Mann. Eine besondere Begegnung auf der Straße. Flüchtige Momente, die positive Emotionen auslösen, die Wärme durch den Körper schicken und mir den Gedanken in den Kopf kommen lassen: „Das Leben ist schön.“
Dann gibt es noch die anderen Mindful Moments. Die Vorfreude und die Nachfreude, die kennt ja jeder, vom Urlaub zum Beispiel. Sich diese aber jeden Tag bewusst zu machen, in den Alltag zu integrieren, ist kein Kunststück, aber Übungssache. Frag Dich am Morgen: Auf was freue ich mich heute, was wird meinen Tag heute besonders machen? Ich habe mich heute früh auf meine Englisch Stunde gefreut. Und am Abend frag Dich: Was war heute besonders schön, vielleicht etwas, mit dem Du gar nicht gerechnet hast? Bei mir war es heute eine gute Kritik zu unserer Ferienwohnung.
Mindful Balance
Ausgelaugt, durch, überfordert? Der Schwung fehlt? Die innere Mitte ist nicht mehr mittig? Das passiert manchmal schneller als man sich denken oder wünschen möchte. Manchmal steht man ganz weit neben sich selbst, braucht Frieden, hat Fragen, Vertrauen fehlt. Wie kommt man dann zu neuer Kraft, Energie und Klarheit, um ein erfülltes und gesundes Leben zu leben?
Wichtig ist für mich eine Balance in allen Lebensbereichen. Schwächelt ein Bereich, geraten die anderen meist auch aus der Spur. Es gibt nicht nur schwarz-weiß, Gleichgewicht und Zufriedenheit liegen meist dazwischen. Und auch nur wenn alle Bereiche des Lebens in Balance sind, können wir von einem erfüllten Leben zehren. Von etwas zu viel oder zu wenig zu haben bringt das natürliche Gleichgewicht ins Wanken. Damit meine ich jetzt nicht materielle Dinge, sondern z.B. zu viel Anspruch an sich selbst, zu viel Stress, zu viel Alltag, zu wenig Zeit für mich selbst, zu wenig Herausforderungen, zu wenig Wohlbefinden? Und wenn das so ist, geht die Balance flöten.
Und wie bekommt man die wieder hin? Mit Ehrlichkeit zu sich selbst. Ein paar Fragen und ehrliche Antworten, um zu sehen wo man gerade steht.
- Welches Mindset hilft mir dabei, mich persönlich zu entfalten?
- Wer fördert meine Entwicklung? Wer steht mir im Weg?
- Welche Gewohnheiten muss ich entwickeln, um genügend Energie für die Balance zu haben?
- Fühle ich mich zu dem, was ich tue, berufen? Gibt es Ziele, die ich erreichen möchte und werde ich das schaffen?
Und gerne empfehle ich an dieser Stellen noch einmal die Fragen aus dem Buch „Mind over Medicine“ die sich auf verschiedene Lebensbereiche beziehen.
Mindful Growing
Geht man mit Achtsamkeit, positiven Emotionen und Selbstliebe durchs Leben, kann man daran auch wachsen und weiterkommen. Ich selbst habe das alles erst sehr spät wahrgenommen und verinnerlicht, aber wie sagt man so schön, es ist nie zu spät.
Ich wollte immer Everybody’s Darling sein und war immer irgendwie unzufrieden und gehetzt. Heute fühle mich mittlerweile so wohl in meiner Haut wie nie zuvor, besitze ein großes Selbstvertrauen und lasse mich so schnell von nichts umhauen, psychisch wie physisch. Und auch in sehr stressigen Situationen schaffe ich es immer öfter, mal etwas liegen zu lassen und an mich zu denken.
Man könnte fast sagen, ich bin aufgeblüht in meinen 50ern. Und das geht nur, wenn man sich wohlfühlt und zufrieden ist. Und immer wieder die gleiche Frage: Wie kommt man da nur hin? Mit Achtsamkeit in allen Lebensbereichen. Ein Beispiel für meine positive Einstellung mit dem Blick nach vorne ist der von mir so geliebte Montag. Ich muss mich gar nicht fragen auf was ich mich freue, die neue Woche liegt jeden Montag vor mir wie ein unbeschriebenes Blatt Papier und es macht mich glücklich zu wissen, dass ich dieses Papier füllen werde.
Außerdem habe ich gelernt laut „Nein“ zu Dingen zu sagen, die ich nicht machen möchte. Dafür beschäftige ich mich häufiger mit Sachen, die mir Spaß machen und die mir Inspiration und Motivation sind, auch wenn ich die mal alleine angehen muss. Das kostete am Anfang Überwindung, mittlerweile genieße ich es. Da ich mir meiner Stärken auch mehr und mehr bewusst bin, versuche ich mich in vielen Dingen auch auf meine persönlichen Fähigkeiten zu fokussieren und mich weiterzuentwickeln.
Außerdem erkenne ich, für mich, meine Erfolge an, auch die kleinsten und bin stolz auf alles, was ich erreicht habe.
Bei der Aufzählung ging es um mich, man kann aber auch persönlich wachsen, indem man für andere da ist oder sich für eine Herzensangelegenheit engagiert, was dann zusätzlich noch das Gefühl von Sinnhaftigkeit vermittelt. Verbundenheit mit Menschen ist auch ein wichtiger Punkt, um sich wohl zu fühlen und dabei geht es nicht unbedingt immer um Nähe, sondern auch um gute Gespräche oder schöne Begegnungen.
Persönliches Wachstum ist nicht einfach da, es ist ein Weg und ich liebe es, diesen zu gehen. Du auch?
Das war’s für heute mit dem Mindful Day. Nächsten Montag kommt Teil 3 mit den letzten drei Themen: Mindful Body, Mindful Sex und Mindful Meditation. Schaut wieder vorbei, ich freu mich auf Euch. Und bis dahin hinterlasst mir in den Kommentaren Eure persönlichen Erfahrungen und Tipps zu Mindful Growing, Mindful People oder Eurem eigenen Mindful Thema.
10 Comments
Über die Freundschaften habe ich gestern auch bei meinem Plausch am Sonntag geschrieben. Heute hatte ich einen absoluten Mindful Monday. Die Sonne schien, ich hatte ein sehr schönes Telefonat und mein Abi gestresster Sohn hat sich die Zeit genommen und mich lange umarmt. Einfach so 😍 Ich habe ein Projekt vor mir, auf das ich mich freue, Insta Follower haben mich wieder etwas beruhigt und ich habe deinen schönen Blogpost lesen können. Jetzt trinke ich ein Glas eiskalten Rosé und stoße mit dir an 🤩🥂
Liebe Sandra, Deinen Plausch werde ich noch lesen kommen, bin schon gespannt auf Dein Thema Freundinnen. Und ansonsten kann ich Dir nur beipflichten, ein super Tag und wenn auch verspätet, Cheers von hier zu Dir. Danke für’s lesen und kommentieren.
Herzlichen Grüße
Sigi
Ja, es stimmt. Auch ich empfinde meine 50er als eine gute wenn nicht sehr gute Zeit. Vieles hat sich entwickelt, auch ich habe gelernt, nein zu sagen und mich rauszunehmen. Nicht jeden Tag und immer.
Das Schöne zu sehen und zu schätzen, das war bei mir schon immer vorhanden. Dafür gibt es viele Gründe. Tagträumen kann ich auch.
Es ist interessant, wie du die Dinge betrachtest- bei Freundschaften liegen wir etwas auseinander. Sie kommen bei mir und sollten nach Möglichkeit auch bleiben.
Danke für deine Denkanstöße.
Schicke dir auch einen liebevollen Blick.
Nicole
Liebe Nicole,
gibt ja immer Denk- und Herangehensweisen, wo wir uns sehr ähneln. Und das mit den Freundschaften, natürlich sollen einige auch bleiben und da bin ich auch dankbar darum, kommt es aber bei Dir nie vor, dass Dich jemand nur eine Zeit begleitet oder nennst Du es dann nicht Freund? Da denk ich jetzt drüber nach.
Danke für Deinen Kommentar.
Herzliche Grüße
Sigi
Sagen wir es mal so: Ich bin sehr sparsam und vorsichtig mit dem Wort Freund geworden. Und auch wenn das doof klingt, den Titel verleihe ich auch sparsam. In der Tat unterteile ich zwischen Freund und Bekannte. Und da auch in Abstufung.
Deshalb kann ich einen Menschen trotzdem äußerst gerne haben. Für mich hat das mit Gefühl und Vertrauen zu tun. Und klar kann dennoch auch bei Freundschaft etwas passieren.. Verständlich?
Ein Drückerle
Nicole
Yes!
Also da bin ich ja schon jetzt gespannt auf Teil3 🙂
Tatsächlich ist das Sich-den-Gefühlen stellen eine wichtige Wachstumslektion. Ehrlich zu sich zu sein, sich selbst aber auch verzeihen zu können, ist nicht immer leicht, aber anders kommt man eben auch nicht weiter und wird nie die Balance finden, bzw. den richtigen Weg. Kann ich ein paar Liedchen von trällern…
Ich mag einen Satz aus meiner ersten Yoga-Stunde gestern besonders: “Habt Euch lieb”. Das hat die Trainerin gesagt. Hat mir richtig gut getan.
Lg und schöne Wochenmitte.
Freut mich, dass Dir Deine Yoga-Stunde, zumindest schon mal der Satz, gut gefallen hat. Und ich glaube, dass Du enorm gewachsen bist in den letzten eineinhalb Jahren, ich denke zu dem Thema hättest Du, in der Tat, mehr als ein bisschen beizutragen.
Liebe Grüße und schöne Restwoche
Sigi
Liebe Sigi,
ein sehr interessaner Artikel, der mich nachdenklich gemacht hat. Oft gehen doch unsere Gefühle im Alltag unter. Dabei bin ich doch ein eher nachdenklicher Mensch. Aber Du hast es wunderbar beschrieben, worauf man achten sollte. Und ich hoffe, dass auch mir dies immer besser gelingt….
Hab einen angenehmen Nachmittag
Erika
Ich freue mich, wenn ich mit meinem Gedanken zum Nachdenken anregen kann. Danke Dir liebe Erika und ja, es gelingt mir auch immer besser.
Hab noch eine schöne Woche
Sigi